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Horror-Comic: Blut, Schweiß und Tränen

Wo Familien und Schädel zerteilt werden: Stephen Kings Sohn Joe Hill hat mit "Locke & Key" ein erstaunlich gutes Comicdebüt abgeliefert.

Die Tür geht auf, und der gewaltsame Tod tritt in das Haus der Familie Locke. Zwei schwer bewaffnete Jugendliche drängen in den Flur, ermorden den Vater, der Rest der Familie kommt, schwer gezeichnet, mit dem Leben davon: Die Mutter trinkt, die Tochter verschließt sich, der älteste Sohn quält sich mit Schuldgefühlen.

Fernab der Erinnerungen, auf dem alten Familiensitz im Städtchen Lovecraft, planen die Traumatisierten der Vergangenheit zu entfliehen. Wer sich ein bisschen mit Horrorliteratur auskennt, der weiß, dass ein Ort mit einem solchen Namen dafür der denkbar schlechteste Ort ist. Gilt H.P. Lovecraft doch als Vater der modernen Horrorgeschichte.

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Trash mit Tiefgang. Der Anfang ist blutrünstig, später setzt Hill mehr auf subtilen Grusel.

© Illustration: Gabriel Rodriguez

Als Sohn von Stephen King kennt sich natürlich auch der Autor dieses Comic-Bandes, Joe Hill, mit Blut, Schweiß und Tränen aus. Gekonnt entwickelt er den anfänglich nur blutrünstigen Schocker über die Seiten zur beklemmenden Gruselgeschichte: Der jüngste Spross wandelt als Geist durch die Wohnung, im Brunnen im Garten wohnt ein unheimliches Wesen, Bilder bewegen sich.

Was nach Trash klingt, funktioniert, wenn man sich darauf einlässt,

erstaunlich gut. Als Film wäre "Locke & Key" etwa so unheimlich wie „The Ring“. Bleibt zu hoffen, dass die Reihe die aufgeworfenen Rätsel in den nächsten Bänden auch gut aufzulösen weiß.

Einziges Manko sind die für sich genommen gut komponierten und detailreichen Bilder von Gabriel Rodriguez. Für eine Geschichte, in der nicht nur Familien sondern auch Schädel zerteilt werden, wirken sie etwas zu bubblegummig.

„Locke & Key – Willkommen in Lovecraft“ – Band 1, Joe Hill und Gabriel Rodriguez, Panini Comics, 172 Seiten, 16,95 Euro.

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