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Enger Markt: Wer sich für Comics interessiert, hatte bislang die Wahl unter einem halben Dutzend deutschsprachiger Zeitschriften - jetzt gibt es eine weniger.

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Neue Zeitschrift: Im Bann der Bildgeschichten

Mit dem Renommee von Comics wächst der Markt der Fachzeitschriften. Jüngste Neuerscheinung ist das Magazin "Alfonz - der Comicreporter". Reich wird man damit aber kaum.

Der Zauber des Bildes ist unwiderstehlich: Als ein kleiner Junge auf dem Dachboden seiner Großmutter ein mysteriöses Gemälde entdeckt, erweist sich dieses als Portal in eine fantastische Abenteuerwelt. So beginnt die international erfolgreiche Comicserie „The Wormworld Saga“ von Daniel Lieske. Die ist das Titelthema einer neuen Zeitschrift, bei der sich ebenfalls alles um die Magie der Bilder dreht und deren zweite Ausgabe jetzt erschienen ist: „Alfonz – der Comicreporter“.

Auf 84 Seiten bespricht ein gutes Dutzend Autoren neue Comicserien, Graphic Novels und Mangas, interviewt deren Macher und analysiert, wie das Medium jenseits der Szene wahrgenommen wird, beispielsweise durch einen Praxistest mit Literaturcomics in Schulen.

Mit „Alfonz“ drängt ein neuer Mitbewerber auf einen kleinen, aber stabilen Markt, auf dem sich bislang ein halbes Dutzend deutschsprachiger Zeitschriften tummelte. Dank des zunehmenden Renommees von Comics und Graphic Novels – also längeren, in sich geschlossenen Bilderzählungen – ist der Markt offenbar noch ausbaufähig. Wenn auch auf wirtschaftlich niedrigem Niveau.

Denn eines haben die teils seit Jahrzehnten exististierenden und inhaltlich unterschiedlich ausgerichteten Zeitschriften gemein: Große Gewinne lassen sich mit ihnen nicht erwirtschaften. Lediglich die auf japanische Popkultur wie Manga-Comics, Anime (Zeichentrickfilme) und Videospiele spezialisierte Zeitschrift „Animania“ kann alle zwei Monate eine Auflage von 40 000 Exemplaren vorweisen, wie Chefredakteur Thomas Webler sagt. Hier spielen Comics allerdings nur noch eine untergeordnete Rolle.

Neu auf dem Markt: Das Cover der kürzlich erschienenen zweiten Ausgabe von "Alfonz".

© Promo

Dennoch zeichnet sich auch bei den reinen Comiczeitschriften langsam eine Ausdifferenzierung und partielle Professionalisierung ab, wie sie einst auch bei Musik- oder Sportzeitschriften zu beobachten war, die sich zumindest teilweise von Fanzines zu General-Interest-Titeln entwickelten.

„Die Zeit war reif für ein Magazin wie Alfonz“, sagt Volker Hamann, zusammen mit Matthias Hofmann Herausgeber des Newcomers. Die anderen deutschen Comiczeitschriften, so findet das selbstbewusste Duo, informierten ihre Leser entweder nicht aktuell genug oder seien zu sehr auf Fachleser und Subgenres konzentriert.

Die beiden sind seit vielen Jahren in der Comicszene zu Hause, so ist Hamann Herausgeber der monografischen, halbjährlich erscheinenden Zeitschrift „Reddition“. Mit ihrer neuen Zeitschrift, die vierteljährlich erscheint und im Internet durch die Website www.comic-report.de sowie durch ein gleichnamiges Jahrbuch ergänzt wird, wollen sie auch Leser außerhalb der Comicszene ansprechen, die sich nur sporadisch mit dem Medium beschäftigen.

Von der Bandbreite an Themen und Stilformen und auch von der leicht zugänglichen Präsentation her könnte ihnen das mit „Alfonz“ gelingen – wenngleich hier wie bei den anderen Fachmagazinen die Begeisterung mancher Autoren für das Thema noch deutlich stärker ist als das Bedürfnis, auch Leser anzusprechen, die nicht das gleiche Maß an Euphorie empfinden und nicht jede Insider-Referenz verstehen.

Finale: Das Cover der aktuellen 115. Ausgabe der "Comixene".

© Promo

Die Konkurrenz sieht den Neuzugang gelassen. „Die Magazine ergänzen sich gut“, sagt Martin Jurgeit, Chefredakteur der wohl renommiertesten deutschen Comicfachzeitschrift „Comixene“, deren 115. Ausgabe dieser Tage in den Handel kommt. Reich werden kann man mit Comic-Fachzeitschriften, zu denen auch das auf Kunstcomics spezialisierte Magazin „Strapazin“ und die auf historische Werke fokussierte Zeitschrift „Die Sprechblase“ gehören, bislang allerdings kaum. „Das ist ein Plus/minus-null-Geschäft“, sagt Chefredakteur Jurgeit über die „Comixene“, deren verkaufte Auflage zwischen 3000 und 5000 Exemplaren liege. Mehr Geld bringen da Publikationen wie die ebenfalls von Jurgeit verantwortete Zeitschrift „Comix“, die neben Szene-News und Rezensionen vor allem Vorabdrucke von Comicserien deutscher Zeichner anbietet und mit einer monatlichen Auflage von bis zu 20 000 Exemplaren durchaus lukrativ ist, wie Jurgeit sagt.

„Plus/minus null“ lautet auch die wirtschaftliche Bilanz des „Zack“-Magazins, das den Vorabdruck frankobelgischer Abenteuercomics mit redaktionellen Berichten kombiniert, wie Robert Löffler sagt, Sprecher des Berliner Mosaik-Verlags, bei dem „Zack“ erscheint.

Bei Newcomer „Alfonz“ ist die wirtschaftliche Erwartung ebenfalls bescheiden: „Die interne Vorgabe war, dass das Magazin sich selbst trägt“, sagt Matthias Hofmann. Sprich: Umsonst arbeiten oder sogar draufzahlen wollen die beiden Herausgeber und ihre in der Regel von der Liebe zum Comic motivierten Autoren nicht. Das sei mit der Startauflage von 6000 Exemplaren bisher auch ganz gut gelungen. „So schnell wird man uns nicht los“, sagt Herausgeber Hofmann.

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