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Mystery: Ein Schreck im Kornfeld

In "Freaks of the heartland" müssen Mutanten um ihr Überleben kämpfen. Und wieder zeigt sich: Die wahren Bestien sehen auf den ersten Blick oft ganz harmlos aus.

So grausam kann das Farmerleben im Mittleren Westen sein: Vater Henry ist Trinker und Tyrann, Mutter Marion lässt sich herumkommandieren und Sohn Trevor trägt einmal am Tag einen Eimer Grütze hinüber in den Stall - denn dort haust Bruder Will, mit einer Eisenkette festgebunden und von den Eltern verstoßen. Will ist irgendwie anders als seine Altersgenossen: riesig nämlich und entstellt, ein Gollum in Übergröße. Vom Rest der Familie wird er deshalb bloß "Geziefer" genannt.

Keine schöne Welt, die sich Steve Niles für sein "Freaks of the heartland" da ausgedacht hat. Und es kommt noch schlimmer: Als Will im Streit seinen Vater umbringt, müssen beide Söhne fliehen, um nicht von den Nachbarsfarmern gelyncht zu werden. Wohin, wissen sie nicht - bloß weg aus dem entlegenen Tal namens Gristlewood Valley.

Mit seiner Grusel-Geschichte greift Steve Niles ("30 Days of Night") ein angesagtes Genremotiv auf: das des Monsters als Opfer, des gejagten Mutanten, der unterdrückt und bedroht wird, weil er eben anders ist. Im ebenfalls im Cross-Cult-Verlag erschienenen "The hills have eyes" wurde anschaulich erklärt, warum atomverstrahlte Mutanten letztlich gar nicht

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Düster. Welches Geheimnis verbirgt sich in Gristlewood Valley?

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anders können, als unschuldige Touristen in die Falle zu locken und aufzuessen. "Land of the dead" endete mit dem Quasi-Vorschlag, auch blutrünstigen Zombies Bürgerrechte einzuräumen. Und bei "Freaks of the heartland" sympathisiert der Leser von Beginn an und bedingslos mit dem vermeintlichen Monster Will - und dessen Leidensgenossen, denn Will ist nicht der einzige seiner Art im Gristlewood Valley, wie man bald erfährt. Leider wird der Band an manchen Stellen recht kitschig - aber wenn man Niles Geschichte als Metapher versteht, als Bekenntnis zur Gegenkultur und zum Anderssein, kann man ein bisschen Kitsch ruhig nachsehen.

Erschienen im Verlag Cross Cult, 167 Seiten, 19,80 Euro

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