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Als nächstes Science Fiction: Ralf König in der Kölner Ausstellung.

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Religion im Comic: Königliches Kontrastprogramm

Er hat mit Werken wie „Der bewegte Mann“ den Schwulencomic als Genre etabliert. Jetzt hat sich Ralf König die Kölner Legende von der Heiligen Ursula vorgeknüpft. Eine Ausstellung kombiniert sein Werk mit historischen Gemälden.

Knollennasen, dralle nackte Hintern, Kölsche Sprüche und lateinische Zitate. Und immer wieder Heerscharen von Jungfrauen. Der Zeichner Ralf König hat die Kölner Legende von der Heiligen Ursula und den elftausend Jungfrauen zum Comic verarbeitet. Originalgetreu ist das garantiert nicht, wenn König ans Werk geht, der einst die Vorlage zur Filmkomödie „Der bewegte Mann“ geliefert hatte. Das Kölnische Stadtmuseum stellt die frechen Strichmännchen-Zeichnungen nun vor. „Die Geschichte ist schon ein bisschen derber erzählt“, räumte der Wahl-Kölner im Gespräch ein.

Fromm geht es nicht gerade zu in der Version vom Schicksal der Frauen, die der Legende nach vor den Toren Kölns überfallen wurden. Bei Ralf König ist es aber auch nicht so blutig: „Elftausend Frauen, die kann man ja nicht abschlachten lassen.“ Seine für die Schau extrem vergrößerten Comics stehen in schrägem Kontrast zu den jahrhundertealten historischen Gemälden zum Thema, die auch in der Ausstellung hängen (bis 9.2. 2013). Ein Schreibtisch mit Zeichenstiften und Comic-Bilderfolgen gibt Einblick in den aufwändigen Arbeitsprozess.

„Ich war so entnervt von der Heiligen Ursula“, berichtete der 52-Jährige von den eineinhalb Jahren am Zeichentisch. Da er einfach drauflos malt, ohne ein festes Drehbuch, entglitt ihm die opulente Geschichte über die Stadtpatronin von Köln immer wieder. Seitenfiguren entwickelten ein Eigenleben und mussten wieder gestrichen werden. „Ich hab' mich mehrmals verrannt“, bekannte der Comic-Autor. Er zeichnet und schreibt selbst, macht nichts am Computer. Sein just erschienenes Buch über die Ursula-Legende hat 200 Seiten, das ist viel für eine Bildergeschichte. Es hätten aber auch 500 sein können.

Moderner Klassiker: Eine von Königs Figuren neben einem historischen Gemälde in der Kölner Ausstellung.

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Als Comic-Zeichner der Schwulenbewegung hat König Anfang der 80er Jahre angefangen. Inzwischen ist er einer der Bekanntesten. Seine Bücher haben eine Gesamtauflage von fast sieben Millionen. Zuletzt hat er viele Geschichten aus der Bibel gezeichnet - auf seine Art natürlich. Damit hat er oft harsche Reaktionen hervorgerufen. Nach Ursula möchte der Künstler, der „überhaupt nicht religiös“ ist, etwas Neues machen: Science-Fiction. „Ich hab' Lust, Blödsinn zu zeichnen.“ (dpa)

Tagesspiegel-Beiträge von Ralf König finden Sie unter diesem Link, Artikel über ihn unter diesem Link.

Ulrike Hofsähs

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