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Schöner Scheitern: Jagd nach dem Glück

Inio Asanos Erzählung „Sun Village“ zeigt einen Manga-Star in Bestform.

Eigentlich wollen sie alle das Gleiche: Geborgenheit, eine sinnvolle Aufgabe, verlässliche Beziehungen. Und doch schaffen es nur die wenigsten Menschen in Inio Asanos Erzählung „Sun Village“ (Schreiber & Leser, 214 Seiten, 14,95 Euro), ihr Leben in den Griff zu kriegen. In kraftvollen Szenen führt der 1980 geborene und in Deutschland bislang kaum bekannte Autor vor, wie viele unterschiedliche Arten des Scheiterns es gibt. Nach und nach legt er die Lebensgeschichten der Bewohner einer japanischen Neubausiedlung offen, deren aus der Bahn geratene Leben mehr miteinander verbindet, als man anfangs vermutet. Alltag und Abgrund liegen dicht beieinander. Vor hyperrealistischen Kulissen und mit klar konturierten Figuren erzählt der neue Star des anspruchsvollen Erwachsenen-Mangas von menschlichen Hoffnungen und Enttäuschungen. Zunehmend verschwimmen dabei die Grenzen zwischen Sympathieträgern und Antihelden, zärtliche Szenen und schonungslose Gewalt wechseln einander ab. Aus fragilen Freundschaften ergeben sich fast magische Glücksmomente, die meist nicht von Dauer sind. Am Schluss von so viel Realismus steht eine fantastische Traumsequenz: das hoffnungsvolle Finale einer großartigen Erzählung und ein Plädoyer dafür, die Suche nach dem Glück niemals aufzugeben.

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