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Knochenarbeit. Feuerstein in seinen MAD-Tagen.

© MAD

Veranstaltung: Lechz, Hechel, Ächz, Würg

20 Jahre lang prägte Herbert Feuerstein als Chefredakteur die Comic- und Satirezeitschrift MAD. Am Dienstag spricht er in Berlin über jene Zeit.

Von wegen Spaß. Humor, das hat Herbert Feuerstein in seinen 20 Jahren als Chefredakteur der deutschen Ausgabe des Satire- und Comic-Magazins „MAD“ gelernt, Humor „ist eine ernsthafte Sache“. Als er später mal in einem Interview gefragt wurde, ob die Leitung der in den 70er und 80er Jahren vor allem bei männlichen Jugendlichen ungemein populären Zeitschrift für ihn mehr Spaß als Arbeit war, antwortete er: „Jeder ernsthafte Job ist letzten Endes eine Knochenarbeit.“ Vor allem, wenn man als Mensch fortgeschrittenen Alters für ein sehr junges Publikum arbeite. „Sie müssen sich ständig selbst disziplinieren und können nicht unbedingt das tun, was sie gerade persönlich als richtig empfinden.“

Wieso er den Job trotzdem 20 Jahre lang bis 1992 gemacht hat, wieso er trotz späterer kommerziell viel bedeutenderer Erfolge mit der Unterhaltungssendung „Schmidteinander“ die MAD-Jahre in besonders guter Erinnerung hat - und wie er die Zeitschrift mit dem ewig grinsenden Alfred E. Neumann auf dem Titel zum vorübergehend erfolgreichsten Satiremagazin Deutschlands ausbaute, darüber wird Feuerstein am kommenden Dienstag im Rahmen der großen Comic-Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin sprechen. Er redet, so die Ankündigung, über seine Bekanntschaft mit Künstlern und Verlegern, die einst in den USA den legendären Stil von MAD geprägt haben, und geht der Frage nach, was deutsche Satire ausmacht.

Bestseller. Die MAD-Hefte mit den Coverzeichnungen von Rolf Trautmann gehörten in den 70er und 80er Jahren vor allembei männlichen Teenagern zur Standardlektüre.
Bestseller. Die MAD-Hefte mit den Coverzeichnungen von Rolf Trautmann gehörten in den 70er und 80er Jahren vor allembei männlichen Teenagern zur Standardlektüre.

© MAD

Als Feuersteins großes MAD-Verdienst gilt, aus der anfangs nur aus US-Heften zusammengestoppelten deutschen Ausgabe des US-Vorbildes eine eigenständige Veröffentlichung gemacht zu haben, die neben US-Zeichnern wie Don Martin auch deutschen Zeichnern wie dem Titelbild-Künstler Rolf Trautmann und heimischen Autoren ein Forum bot. Und die nebenbei die deutsche Jugendkultur der 70er und 80er Jahre maßgeblich prägte. Seinen eigenen kulturellen Einfluss schätzte Feuerstein in einem Interview mit der Zeitschrift „Titanic“ mal bescheiden-kokett so ein: „Meine MAD-Grabinschrift soll verkünden, dass ich bestimmte Teenager-Onomatopöien erfunden habe wie »lechz, hechel, ächz, würg«.“

Verglichen mit seinen späteren Fernseh-Aktivitäten empfand Feuerstein die zwei Jahrzehnte bei MAD als seine goldene Zeit: „Ich habe damals mehr, besser und intensiver gearbeitet als heute mit der ganzen Fernsehscheiße.“ Was er in jener Zeit gelernt habe, sei Folgendes: „Dass es überhaupt keinen Sinn hat, sich zu bemühen, etwas besonders gut zu machen. Man muss das machen, was man selbst für gut hält. Wenn man Glück hat, gibt’s dafür ein Publikum, das das akzeptiert. Wenn man Pech hat, ist man weg vom Fenster.“

„Das vernünftigste Magazin der Welt - Herbert Feuerstein erzählt von seiner Zeit bei MAD“, Dienstag, 25. Mai um 19.30 Uhr, Großer Saal 2. OG, Jüdisches Museum Berlin, Eintritt: 7 Euro, erm. 5 Euro , Kartenreservierung unter Tel. 030 – 25993 488 oder
reservierung@jmberlin.de. Mehr unter www.jmberlin.de/comic.

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