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Falsche Versprechungen: Im letzten Panel seines neuen Buchs "Snirks Café" verweist Volker Reiche, auf seine - jetzt ausgefallene - Rückkehr bei der FAZ.

© Reiche/FAZ/Suhrkamp

Volker Reiche zum Ende der FAZ-Strips: "Das ist jammerschade"

Mit seinem Strip "Strizz" läutete Volker Reiche in der FAZ die Renaissance des Zeitungscomics mit ein. Jetzt äußert er sich zum Beschluss der Zeitung, die Comics wieder abzuschaffen - und kritisiert auch seine Nachfolger.

Der Comic-Künstler Volker Reiche hat mit "Strizz" den wohl populärsten Comic für die FAZ geschaffen. Von Mai 2002 bis Dezember 2010 veröffentlichte er die Serie um den kauzigen Büroangestellten – zunächst wochentags als Doppelstrip von Montag bis Freitag und am Schluss dann als opulente, farbige Halbseite in der FAZ-Wochenendbeilage "Bilder und Zeiten".

Vom Ende des Comic-Strips in der FAZ zeigte sich Volker Reiche "sehr verblüfft", als ihm die Entscheidung vor einigen Wochen mitgeteilt wurde. Es befand sich gerade in den Vorarbeiten für die Wiederaufnahme von "Strizz", der ab dem 7. November erneut in der "Frankfurter Allgemeinen" erschienen wäre. Gegenüber Deutschlandradio Kultur äußert er jetzt, dass ihm das sicherlich Spaß gemacht hätte: "Ich hatte das in meinem neuen Comic-Buch auch auf der letzten Seite angekündigt, dass es im November weitergeht. Das ist auch ein bisschen schade, dass jetzt nichts draus wird."

Er könne die Entscheidung der FAZ aber "halbwegs von den Kaufleuten her verstehen", dass man, wenn man so stark sparen müsse, "nicht fest angestellte Redakteure nimmt, sondern Leute, die von draußen zuarbeiten wie Comic-Zeichner." Aber es sei hier in seinen Augen eine wirklich gute Institution geschaffen worden, indem wieder richtig Zeitungs-Comics entstanden, auf die auch andere Redaktion aufmerksam wurden und die sich dann sagten: "Ja, das machen wir auch. Das ist interessant, was die FAZ macht." Deshalb sei das jetzt jammerschade, "dass sie das einstellen".

Pionier: Mit "Strizz", hier das Titelbild eines Sammelbandes, erlebte der Zeitungscomic in Deutschland eine Renaissance.
Pionier: Mit "Strizz", hier das Titelbild eines Sammelbandes, erlebte der Zeitungscomic in Deutschland eine Renaissance.

© FAZ

Im Gespräch mit dem Deutschlandradio Kultur führt Volker Reiche zudem aus, welchen großen Reiz die rund acht Jahre Arbeit an "Strizz" für ihn hatten. Jeden Morgen habe er sehr genau in den Medien – vor allem auch im Internet – nachgelesen, was gerade politisch los war. So konnte er schon am selben Tag auf aktuelle Geschehnisse reagieren, bevor er am Nachmittag die neue "Strizz"-Folge abschickte, die dann am nächsten Morgen in der FAZ stand. "Das war natürlich sehr reizvoll", meint er, "wenn eine Nachricht im redaktionellen Teil kam und ich habe auch schon meinen Kommentar dazu in der 'Strizz'-Geschichte drin gehabt."

Durchaus kritisch sieht er die Entwicklung, die der Strip-Platz nach dem Ende von "Strizz" genommen habe: "Ich habe wirklich ein Produkt für die FAZ gemacht, also einen Tagesstrip, eine abgeschlossene Geschichte (...) Später haben aber fast alle Zeichner dann Fortsetzungsgeschichten geschrieben, von der man dann an einem Tag nur einen Happen serviert bekommt. Und am nächsten Tag geht es dann weiter und man weiß gar nicht, ob man dann die Zeitung liest". Diese Vorgehensweise hielt er für "nicht ganz glücklich".

Dennoch stellt Volker Reiche heraus, wie wichtig auch er es fand, dass der zuständige FAZ-Redakteur Andreas Platthaus nicht einfach bekannte Comic-Strips aus dem Ausland "für günstig Geld" für die Zeitung einkaufte, sondern dass er sagte: "Nein, ich will der deutschen Comic-Szene, den Zeichnern auf die Beine helfen. Ich lasse neue, bisher unveröffentlichte Zeitungs-Strips von deutschen Zeichnern für die FAZ machen." Das sei eine "ganz ausgezeichnete Entwicklungshilfe" gewesen, was man dann auch am Erfolg der Graphic Novels gesehen hätte, meint Volker Reiche im Interview mit Deutschlandradio Kultur. So macht ihn gerade auch das derzeit große Interesse der Buchverlage an Comics beziehungsweise Graphic Novels optimistisch, dass es auch "nicht vorbei ist mit den Comics in den Zeitungen".

Das komplette Gespräch aus der Sendung "Fazit" vom 3. November kann man nachhören unter diesem Link.

Martin Jurgeit

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