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KUNST Stücke: Es werde Licht

Schmucklos ist der Mais zwischen die Arbeiten von Dan Mihaltianu platziert. Der rumänische Künstler hat ihn in der Berliner Dependance der Galerie Plan B (Potsdamer Straße 77–87, ehemaliges Tagesspiegel-Gelände, Gebäude G, bis 27.

Schmucklos ist der Mais zwischen die Arbeiten von Dan Mihaltianu platziert. Der rumänische Künstler hat ihn in der Berliner Dependance der Galerie Plan B (Potsdamer Straße 77–87, ehemaliges Tagesspiegel-Gelände, Gebäude G, bis 27. Juli) wie zufällig abgestellt: Eine Tüte des Getreides findet sich vor zwei Videowänden in einer Installation aus arrangierten Arbeitsutensilien. Auf dem rechten Screen: eine vom Fahrrad aus gefilmte Umkreisung des gigantomanischen Bukarester Parlamentsgebäudes. Der andere zeigt Fotos aus dem Alltagsleben des Künstlers – Archiv einer Existenz zwischen den Zeiten. Erfüllt ist der Raum von Schlagermusik. Ein kleiner Dual-Plattenspieler und eine Sammlung von Singles beschwören starke Emotionen der Vergangenheit: sehr persönliche Subtilitäten der nicht nur rumänischen Situationen einer Künstlerexistenz (Preise: 300–10 000 Euro). In einer gerahmten Assemblage mit einem Zeitungstext aus der Zeit der Diktatur über „Erfolge bei den Erntearbeiten“ erinnert der Mais an die Bedeutung der Agrarwirtschaft. Darüber hinaus parallelisiert Mihaltianu die Ernteobjekte mit Fotos und Skizzen eigener Installationen aus Bukarest während der 80er Jahre. Die Reihung der Ackerfurchen korrespondiert mit den ephemeren Lichtspuren, unterfüttert von Newtons und Huyghens’ Lichttheorien. Einen düsteren Akzent setzen die glühenden Augen, die aus Masken nach den Gesichtern öffentlicher Personen leuchten – in abwechselnder Reihung mit Werbemasken für den Bukarester Michael-Jackson-Auftritt von 1992.

Noch tiefere Maschinenträume aktiviert ein paar Häuser weiter die Jiri Svestka Galerie (Potsdamer Straße 81 C, bis 14. September, Sommerpause: 11. 8.–2. 9.) mit den chemisch-kosmischen Interaktionen des in Korea als elektronischer Musiker ausgebildeten Yunchul Kim. Auch hier scheint ein Plattenspieler Teil der Exponate zu sein, tatsächlich aber handelt es sich um einen „chemical synthesizer“ (4500 Euro), der auf in der Luft agierende Kraftfelder reagiert. Im Zentrum stehen die Experimentalforschungen im Zusammenhang des Projekts „Liquid Skies“, in dem Kim Flüssigkeiten, optisch reagierende Kristalle und Elektromagnetizität in diversen Formaten ihr komplexes Spiel treiben lässt. Drei große von der Decke hängende Kolben (30 000 Euro) fangen den Blick, in ihnen pulsiert eine Flüssigkeit und entwirft immer wieder neue Muster. Ein Triptychon aus über Schläuche mit kleinen Wasserbehältern verbundenen Rechtecken animiert zum Nachdenken über das Rätsel der Formgebung (50 000 Euro). Wie die an Leonardos Zeichnungen erinnernden Skizzen (5000 Euro) nahelegen, ist der Zugang vor allem ein ästhetischer, daneben hält Yunchul Kim auch Kontakt zur astrophysikalischen Forschung im 21. Jahrhundert. Bei Sonnenschein reflektiert die weiße Wand das Spiel der magnetisch erzeugten Partikelwirbel.

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