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Ben Becker

© dpa

Ben Becker: "Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe"

Bei seinem ersten Auftritt nach dem Absturz liest Ben Becker die Bibel im Planetarium in Prenzlauer Berg. Allerdings steht er nicht selbst auf der Bühne.

Anzumerken war ihm nichts. Nur kleine Andeutungen ließen spüren, dass es auch für Ben Becker kein Auftritt wie jeder andere war. Er gab sich am Mittwochabend in Berlin entspannt und kurz angebunden, als ob sich die Kameras und Fotografen nur wegen seines neuen Bibel-Projekts vor der Bühne aufgebaut hätten. Offiziell stellte Becker seine CD "Die Bibel - Eine gesprochene Symphonie" vor, inoffiziell war es sein erster öffentlicher Auftritt nach dem Alkohol-Exzess, der ihn Ende August an den Rand der Lebensgefahr, ins Krankenhaus und schließlich in die Schlagzeilen brachte.

"Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe", las Becker als Einleitung im Zeiss-Planetarium im Prenzlauer Berg vor. Ein Psalm aus der Bibel mit Blick auf sein Bibel-Projekt, aber gleichzeitig auch ein Hinweis auf die vergangenen Wochen. Nur wenig deutlicher wurde er in der anschließenden Begrüßung: "Ich freue mich sehr, dass ich heute Abend hier sein kann und darf." Mehr oder konkretere Worte verlor der 42-jährige Schauspieler nicht über seinen Absturz, den er selbst in einer Zeitung mit den Worten bereut hatte: "Ich bin so ein Idiot."

"Die Bibel ist eigentlich wie ein Krimi"

Beckers Wiederauferstehung - im schwarzen Anzug und von Nebelschwaden umwabert - war dann auch kürzer als einige der 200 Fans und Zuhörer unter dem künstlichen Sternenhimmel des Planetariums erwartet hatten. "Ich dachte, er liest selber", klagte eine junge Besucherin. Zu hören war zwar Beckers raue Stimme, die mit Pathos und begleitet von sphärischer Musik Passagen aus dem Alten und Neuen Testament las. Der Ton kam aber nur von der CD. Der Schauspieler ließ sich weder auf der Bühne noch in der Pause blicken, obwohl Ziehvater Otto Sander und Freundin Anne Seidel im Publikum saßen.

Die meist jugendlichen Besucher schreckte der so populär aufbereitete Text nicht ab. "Seine Stimme ist wirklich gut", sagte eine Studentin und mutmaßte, vielleicht müsse man die Bibel heutzutage ja so populär verpacken, wenn jemand zuhören solle. Sander, der seinen "Stolz" auf Becker verkündete, wagte sich mit seiner Interpretation des Textes noch etwas weiter vor in die Weiten moderner Bibel-Interpretationen: "Die Texte sind wunderbar und die Storys sind toll, die Bibel ist eigentlich wie ein Krimi."

"Das hätte er lieber Johnny Cash überlassen sollen"

Wenig Zustimmung des studentischen Publikums gab es für die Gesangseinlagen auf der CD. Zwischen der Vertreibung aus dem Paradies und Noahs Arche erklangen etwa Elvis Presleys "In the Ghetto" und später auch Stücke von Johnny Cash oder Dolly Parton, interpretiert von Becker. Ein Zuhörer meinte: "Das hätte er lieber Johnny Cash überlassen sollen."

Die Live-Uraufführung der Bibel-Show, die vom Filmorchester Babelsberg und Beckers eigener Zero Tolerance Band begleitet wird, ist am 12. Oktober im Berliner Tempodrom zu hören und sehen. Anschließend tourt Becker - rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft - durch Deutschland.

Andreas Rabenstein

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