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Leipziger Buchmesse

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Leipziger Buchmesse: Die Nominierten: Wer gewinnt den Buchpreis?

Am Donnerstag startet die Leipziger Buchmesse (12.-15. März 2009). Seit nunmehr fünf Jahren wird der mit 15.000 € dotierte Buchpreis für Belletristik am Eröffnungstag verliehen. Tagesspiegel stellt die sechs nominierten Schriftsteller vor, von denen drei in Berlin wohnen.

Es ist wieder soweit, Lesefreunde können sich freuen: Ab Donnerstag dreht sich in Leipzig für vier Tage alles um Bücher. Von Finanzmarktkrise ist hierzulande wenig zu spüren – über 2100 Verlage präsentieren 1500 Autoren aus aller Welt. Wie in den letzten Jahren wird auf Deutschlands zweitgrößter Bücherschau mit über 100.000 Besucher gerechnet. Neben den obligatorischen Autorenlesungen auf der Messe wird es traditionell das Mammutprogramm "Leipzig liest" mit 1900 Veranstaltungen geben, zu denen sich Autoren wie Günter Grass, T.C. Boyle oder Daniel Kehlmann angekündigt haben. Zudem wird reichlich Prominenz  aus Musik, Film und Politik erwartet: Herbert Grönemeyer, Konstantin Wecker und Bela B. von Die Ärzte sowie Altbundespräsident Roman Herzog sollen kommen.

Und der Buchpreis geht an ...

Ein Höhepunkt der Messe ist die Verleihung des Buchpreises. Am Eröffnungstag sollen die diesjährigen Gewinner des Buchpreises um 16 Uhr in der Glashalle des Messegeländes öffentlich geehrt werden. Der insgesamt mit 45.000 € dotierte Preis wird seit fünf Jahren in drei Kategorien verliehen: Belletristik, Sachbuch und Übersetzung. Von der Branche wie vom Publikum aufmerksam beobachtet wird besonders die Belletristik-Sparte. Tagesspiegel präsentiert die sechs nominierten Autoren.

Wilhelm Genazino
Wilhelm Genazino -

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Wilhelm Genazino

Geschrieben hat der 66 Jahre alte Georg-Büchner-Preisträger schon immer – zunächst als freier Jounalist und Redakteur. Dann in den späten 1970er Jahren wird er durch seine "Abschaffel"-Trilogie über die Gedankenwelt eines kleinen Angestellten bekannt. Typisch für Genazino sind einzelne, wunderbar minutiös erzählte Momentaufnahmen aus alltäglichen Situationen. In seinem neuen Roman "Das Glück in glücksfernen Zeiten" beschreibt der in Frankfurt a.M. lebenden Schriftsteller einen Philosophen, der es sich in seiner behelfsmäßigen Existenz als Wäscheausfahrer bequem gemacht hat. Ins Schleudern gerät sein Leben aber, als seine Freundin sich ein Kind wünscht. Großartig ironisch komponiert Wilhelm Genazino das Schicksal seines traurigen Helden und seiner nicht weniger traurigen Freundin zu einer verzweifelten Suche nach Glück und Liebe.

Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten. Roman. Hanser, München. 160 S., 17,90 €

Reinhard Jirgl
Reinhard Jirgl -

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Reinhard Jirgl

Der 1956 geborene Autor ist ein Ur-Berliner. Nach dem Elektronik-Studium arbeitete Jirgl als Beleuchter an der Volksbühne. In dieser Zeit schreibt er viel für die Schublade; seine Manuskripte werden aus politischen Gründen abgelehnt. Unmittelbar nach dem Mauerbau erscheint schließlich sein erstes Buch "Mutter Vater Roman", in dem er intellektuell sezierend die Nachkriegsjahre in der DDR thematisiert. In "Die Stille", Reinhard Jirgls neuer Roman, erzählt das PEN-Mitglied anhand eines Fotoalbums die Geschichte zweier Familien sowie vom turbulenten, langen 20. Jahrhundert in Deutschland. Einhundert Fotografien folgend, handelt Jirgls Geschichte von Verletzungen, Liebe und Verrat.

Reinhard Jirgl: Die Stille. Roman. Hanser, München. 533 S., 24,90 €

Daniel Kehlmann
Daniel Kehlmann -

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Daniel Kehlmann

Der Wahl-Berliner gilt als neuer Schriftsteller-Star. Mit gerade mal 28 Jahren gelang ihm 2003 mit "Ich und Kaminski" der erste internationale Romanerfolg. Sämtliche Erwartungen übertrifft er jedoch mit dem Buch "Die Vermessung der Welt", das sich allein im deutschsprachigen Raum etwa 1,5 Millionen Mal verkauft. Kehlmann erzählt die Lebensgeschichten des Forschers Alexander von Humboldt und des Mathematikers Carl Friedrich Gauß. Anfang 2009 erscheint Kehlmanns heftig diskutiertes und bisher letztes Werk "Ruhm". In neun lose miteinander verbundenen Geschichten geht der heute 34-jährige Thomas-Mann-Preisträger der Frage nach Identität und deren Vergänglichkeit auf den Grund.

Daniel Kehlmann: Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten. Rowohlt, Hamburg. 224 S., 18,90 €

Julia Schoch
Julia Schoch -

© Jürgen Bauer

Julia Schoch

Die 1974 in der DDR geborene Schriftstellerin studierte Germanistik und Romanistik in Potsdam mit Stationen in Paris und Bukarest. Anschließend lehrt sie einige Jahre französische Literatur an der Universität in Potsdam, wo sie heute auch mit ihrer Familie lebt. Ein viel beachtetes Debüt gelang Schoch 2001 mit dem Erzählband "Der Körper des Salamanders", in dem sie von unscheinbaren Figuren und Begebenheiten erzählt. 2005 erhielt Julia Schoch in Klagenfurt den Jurypreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Im jüngsten Buch "Mit der Geschwindigkeit des Sommers" erzählt sie vom Mauerfall sowie von einer zwischen den Zeiten und den Systemen verlorenen Frau. Der Roman ist auch eine Spurensuche nach der eigenen Geschichte.

Julia Schoch: Mit der Geschwindigkeit des Sommers. Roman. Piper, München. 149 S., 14,95 €

Sibylle Lewitscharoff
Sibylle Lewitscharoff -

© Stefan Ulrich Meyer / SV

Sibylle Lewitscharoff

Der Durchbruch als Autorin gelang der gebürtigen Stuttgarterin 1998 mit ihrer grandios verrückten Geschichte über  ihren Helden "Pong". Dafür erhielt sie den Ingeborg Bachmann-Preis. Zuvor hatte Lewitscharoff als Buchhalterin in einer Berliner Werbeagentur gearbeitet und nebenbei Radiofeatures und Hörspiele verfasst. Der neuste und nunmehr sechste Roman der 55-jährige Wahl-Berlinerin, "Apostoloff", ist eine Reise ins Land ihres bulgarischen Vaters. Voller Wortwitz und assoziativer Schlenker lässt die studierte Religionswissenschaftlerin zwei ungleiche Schwestern das postsozialistische, väterliche Heimatland Bulgarien durchqueren, nicht ohne darin theologische Bedeutungsebenen zu verweben – wie schon in den vorherigen Büchern.

Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff. Roman. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 247 S., 19,80 €

Andreas Maier
Andreas Maier -

© Jürgen Bauer / SV

Andreas Maier

Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller, unter anderem mit dem Clemens-Brentano-Preis, mag die Provinz – als Romanthema wie auch im wahren Leben. Außer in seiner Südtiroler Wahlheimat wohnt er in Bad Nauheim bei Frankfurt. In seinem gefeierten Debüt "Wäldchestag" von 2000 lässt Maier seine Hauptfigur erzählen, was der im seltsam verschlafen wirkenden Frankfurt  in Gesprächen oder im Vorbeigehen aufschnappt. Dass sein Verlag Suhrkamp demnächst von Frankfurt nach Berlin zieht, begeistert den 41-Jährigen keinesfalls: seinen Unmut äußerte er kürzlich in der ZEIT. In seinem jüngsten Roman "Sanssouci“ setzt Andreas Maier einmal mehr scheinbar banales Geplauder als literarisches Mittel ein. Wie in einer Milieustudie untersucht er lakonisch die deutsche Gegenwartsgesellschaft hinter der kleinstädtischen Fassade Potsdams.

Andreas Maier: Sanssouci. Roman. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 298 S., 19,80 €

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