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Günter Grass

© dpa

Leipziger Buchmesse: Grass, Wolf & Co. sorgen sich ums Urheberrecht

Der Schriftstellerverband verfasst die "Leipziger Erklärung zum Schutz geistigen Eigentums“ - und lehnt damit auch die Nominierung der umstrittenen Nachwuchsautorin Helene Hegemann für den Preis der Leipziger Buchmesse ab.

Zwei Tage sind es noch, bis verkündet wird, wer in diesem Jahr den Preis der Leipziger Buchmesse in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung erhält. Dass Helene Hegemann ihn für ihren nominierten Roman „Axolotl Roadkill“ nicht bekommt, davon gehen nach der heftigen Plagiatsdebatte viele Beobachter und Betriebskenner aus, ohne es freilich mit Sicherheit sagen zu können. Dass Hegemann der Preis aber bitte schön auf keinen Fall verliehen wird, daran arbeitet jetzt noch einmal intensiv der Verband deutscher Schriftsteller.

Zumindest kann man auf diese Idee nach der Lektüre der „Leipziger Erklärung zum Schutz geistigen Eigentums“ kommen, die der Verband gestern veröffentlicht hat. „Wenn ein Plagiat als prestigewürdig erachtet wird, wenn geistiger Diebstahl und Verfälschungen als Kunst hingenommen werden, demonstriert diese Einstellung eine fahrlässige Akzeptanz von Rechtsverstößen im etablierten Literaturbetrieb“, hebt die Erklärung an. „Jedes literarische Werk ist ein originäres Kunstwerk. Das gilt für alle Arten von Techniken der Texterstellung, auch für literarische Collagen.“ Trotz Internet und neuer Medien ändere das aber nichts daran, so der Verband, „dass der Schutz geistigen Eigentums, die Wahrung der Rechte von Urheberinnen und Urhebern, nach wie vor uneingeschränkt Geltung und Priorität genießen.“ Und so geht es weiter, gipfelnd in der Aufforderung an den Literaturbetrieb, „geistigen Diebstahl eindeutig zu verurteilen“.

Wer will dem widersprechen, wenn ein Schriftstellerverband Urheberrechte schützen will und deren Verletzungen beklagt? Wiewohl „geistiger Diebstahl“ ein sehr dehnbarer Begriff ist. Kann man den schließlich auch begehen, ohne zu plagiieren. Eindeutig aber ist, dass der Verband gerade mit dem ersten Satz der Erklärung Hegemanns Nominierung gezielt angreift und ihrem Roman abspricht, ein originäres Kunstwerk zu sein. Neben Günter Grass, Günter Kunert, Christa Wolf und Übersetzern wie Hinrich Schmidt-Henkel oder Christa Schuenke hat übrigens auch Vorjahressiegerin Sybille Lewitscharoff die Erklärung unterzeichnet. Es dürfte also noch einmal hoch hergehen, sollte die Jury auch aus Trotz gegenüber solch gut gemeinten wie tendenziösen Erklärungen Hegemann den Preis dann doch verleihen.

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