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Campino, Leadsänger der Musikgruppe Die Toten Hosen.

© IMAGO/Bildagentur Monn/IMAGO/Ervin Monn

Professor Campino: Tote-Hosen-Sänger hat es an die Uni geschafft

Ist das noch Punkrock? Ein bisschen schon, denn Campino wird bei seiner ersten Düsseldorfer Vorlesung unter anderem über die britische Punkband Cock Sparrer sprechen. 

Eine Kolumne von Nadine Lange

Wenn eine Uni auf ihrem Instagram-Account ein Doktorhut-Emoji neben ein Metalhand-Emoji postet, um eine „Breaking News“ zu verkünden, fällt es schwer, nicht das Wort cringe zu denken. „Campino, Leadsänger der Toten Hosen, tritt als Heinrich-Heine-Gastprofessor an der Universität Düsseldorf ins akademische Rampenlicht!“ heißt es weiter.

Überwindet man das ob des ranschmeißerischen Tons ausgelöste Unbehagen, könnte man vielleicht auch denken: Warum eigentlich nicht? Schicke Aktion der Uni, denn der Eintritt für die beiden Vorlesungen von Campino wird frei sein, die Tickets werden verlost. Wobei es – anders als bei Konzerttickets – nicht darum geht, besonders schnell zu sein. Alle bis Freitag eingereichten Registrierungen nehmen teil.

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Die erste Vorlesung am 2. April trägt den Titel „Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer. Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik“ und wird von Tote-Hosen-Gitarrist Kuddel musikalisch begleiten. Ist das noch Punkrock? Ja, ein bisschen schon, denn bei Cock Sparrer handelt es sich um eine vor 50 Jahren gegründete Londoner Punkband, die zunächst so glücklos agierte, dass ihre Karriere nicht richtig abhob.

Erst durch die Kompilation „Oi – The Album“ gerieten die Pioniere dieser harschen Spielart des Genres wieder in den Fokus des Interesses – und konnten mit „England Belongs To Me“ von ihrem zweiten Album „Shock Troopers“ 1983 einen Hit landen.

Das Lied brachte dem Quartett allerdings auch viele rechte Fans, Cock Sparrer wurden als Teil der britischen Faschoszene gesehen, was angesichts von Zeilen wie „Heads held high, fighting all the way / For the red, white, and blue“ wenig überrascht. Zumal zur Zeit des Falkland-Krieges. Die Band hat die Vereinnahmung von rechts zurückgewiesen, blieb aber ein Skinhead-Favorit.

Sicher wird Professor Campino, der ja auch Halb-Engländer ist, hierzu einige erhellende Ausführungen in seinen Vortrag an der Uni Düsseldorf einbauen.

Zu seiner Berufung sagte der Sänger übrigens: „Schade, dass meine Eltern nicht mehr erleben können, dass ich es, zwar im fortgeschrittenen Alter, aber immerhin, doch noch an die Uni geschafft habe. Ich freue mich auf diese Herausforderung.“ Bei seinem zweiten Hörsaal-Auftritt will er sich mit der „Kakophonie unserer Zeit“ befassen.

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