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Er führte die 12-saitige Gitarre in den Pop ein: Roger McGuinn.

© Trinity

Roger McGuinn in der Passionskirche: Der Beat-Heilige

Angefangen hat er als Folksänger, dann entdeckte er die Beatles und stieg mit den von ihm gegründeten Byrds in den Rock'n'Roll-Himmel auf. Bei einem umjubelten Konzert in der Berliner Passionskirche blickte Roger McGuinn, inzwischen 72, auf seine lange Karriere zurück.

Punkt acht verstummt das Gemurmel in der Kreuzberger Passionskirche zu ehrfurchtsvollem Schweigen. Als sich in blau-rot gedämpftem Licht die Tür zur Sakristei öffnet, und vor den Altar tritt Roger McGuinn, ganz in Schwarz, mit Hut, Lederweste, Jeans und Cowboystiefeln. Wie ein dünner Beat-Heiliger, für den eine spürbare Verehrung durchs Kirchenschiff knistert. Doch knistert zunächst auch seine zwölfsaitige Rickenbacker. Kein Strom auf der Gitarre, kein Saft, keine Kraft. Gestöpsel, Gefichtel, Knattern. Ein Helfer – dann geht’s. „But I was so much older then I’m younger than that now“, singt der 72-Jährige, begleitet von seinen unverwechselbaren elektrischen Jingle-Jangle-Klangwolken, Zeilen aus Bob Dylans Song „My Back Pages“.

Und darum gehe es auch an diesem Abend, sagt McGuinn: ein Zurückblättern in seiner Lebensgeschichte. Wie er angefangen hat als Folkie in den Coffee-Houses von Chicago vor über fünfzig Jahren. Wie er Gitarrist wurde von Bobby Darin und Tin-Pan-Alley-Lohnschreiber. Wie er die Musik der Beatles lieben lernte und verpönt war als deren Imitator. Bis er 1964 in Los Angeles mit Gene Clark und David Crosby die Byrds gründete. Der Rest ist Geschichte und Weltruhm.

Einer Reunion der Byrds hat sich McGuinn allerdings immer standhaft widersetzt. Er steht lieber solo als „Storyteller“ auf kleineren Bühnen. Mit zwei Gitarren: der berühmten Rickenbacker 370/12 und einer Martin HD-7. Zwischendrin eine kleine Demonstration, was man damit machen kann: Klang einer Zwölfsaitigen oder einer Sechssaitigen, oder einer Kombination. „Das Schweizer Offiziersmesser unter den Gitarren“, sagt er grinsend. Und zu seinem makellosen, flatterig wehenden Gesang spielt er die Gitarren mit exquisiter Technik.

Folkiges Fingerpicking im rollenden Banjo-Stil zu „The Bells Of Rhymney“, rasantes Bluegrass-Flatpicking zu „Pretty Boy Floyd“. Und immer wieder jenes wunderbare Rickenbacker-Dingel-Dengel. Von „Mr. Tambourine Man“ zu „Mr. Spaceman“. Und als Höhepunkt die berauschenden Melodiewindungen von „Eight Miles High“.

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