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Am Montag hatte sich der SWR von seiner Moderatorin Helen Fares getrennt.

© IMAGO/Frederic Kern

„Wir wissen ja, was du so machst“: Helen Fares erhebt schwere Vorwürfe gegen den SWR

Viele junge Menschen fühlten sich durch die Öffentlich-Rechtlichen nicht repräsentiert, schreibt die wegen eines anti-israelischen Boykott-Aufrufs geschasste Moderatorin.

Die geschasste TV-Moderatorin Helen Fares („Mixtalk“) hat sich am Donnerstagabend mit einem neuen Instagram-Post zu ihrer Entlassung geäußert und dem SWR dabei schwere Vorwürfe gemacht. Sie habe diesen Weg eines Statements gewählt, „damit ich nicht 800 Interviews geben muss“, schreibt sie.

Der SWR hatte sich am Montag von Fares getrennt. Zuvor hatte sie in einem Instagram-Video aus einem Supermarkt für die Nutzung einer Boykott-App gegen Israel geworben. Nach Bekanntwerden des Videos hatte es massive Kritik an ihr, aber auch daran gegeben, dass der öffentlich-rechtliche Sender eine Moderatorin mit anti-israelischer Haltung beschäftigt. Auch Vorwürfe des Antisemitismus waren laut geworden. Der SWR hatte die Trennung damit begründet, dass Helen Fares ihre Pflicht zu Neutralität verletzt habe. Auf Instagram ist das Video nicht mehr zu sehen, dafür wird es weiterhin bei X verbreitet – auch von den Machern der Boykott-App „No Thanks!“.

Doch genau in diesem Punkt widerspricht Fares dem Sender. Dem SWR sei ihre Haltung immer bekannt gewesen. „Meine Moderationstätigkeit beim SWR Format ,Mixtalk’, das damit wirbt, ein diskursives Format zu sein, ,in dem Diskussionen ohne Hass möglich sind‘, habe ich begonnen, nachdem ich schon viele Jahre aktivistisch tätigt war.“ Bei einem Gespräch vor Vertragsunterzeichnung habe sie dem Sender gesagt: „Ich bin Journalistin UND Aktivistin, spreche unter anderem über Palästina und das wird sich niemals ändern.“

 Ich bin Journalistin UND Aktivistin, spreche unter anderem über Palästina und das wird sich niemals ändern.

Helen Fares hat nach eigener Schilderung gegenüber dem SWR aus ihrer Haltung nie einen Hehl gemacht.

Sie habe in dem Telefonat zudem betont, ihr sei klar gewesen, dass sie sich durch ihre Tätigkeit für den SWR „in die Schusslinie zwischen euch und denen, die den ÖRR (öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Anmerk. der Red.) abschaffen wollen und den Rassismus an uns Palästinensersoldidarischen dafür benutzen, um Euch zu schaden“. Der Sender habe ihr darauf versichert „Ja, wir wissen ja was du so machst“.

Als sie bei ihrer Haltung geblieben sei, habe der SWR das Arbeitsverhältnis beendet, „obwohl alle Beteiligten wissen, dass dieser Hass (…) eigentlich nur ein Instrument für die Diskreditierung der öffentlich-rechtlichen Medien war“. Dazu schreibt Fares nun: „Ich empfinde Mitleid dafür, dass ein Team von so vielen Personen im SWR sich gezwungen sah, dem Druck der Rechten, in einem ohnehin schon stetig weiter nach rechts rückenden Klima in Deutschland nachzugeben.“

Über die Entwicklung der Debattenkultur und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland äußert sich Fares besorgt. Sie beobachte privat und durch ihre E-Mails, „wie schlaue, junge Menschen, mit und ohne Migrationshintergrund, die öffentlich-rechtlichen Medien längst aufgegeben haben“. Sie glaubten nicht mehr daran, „dass der ÖRR tatsächlich seiner Aufgabe nachkommt, eine Säule der Demokratie zu sein, weil sie sich weder gesehen noch gehört, geschweige denn repräsentiert fühlen“.

Zu ihrem Boykott-Aufruf, der Auslöser der aktuellen Debatte war, schreibt Helen Fares: „So lange ich kann, werde ich laut sein – ob als Journalistin, Filmemacherin, Aktivistin oder Künstlerin. Ich werd laut sein für die, die es nicht können, heute vor allem für die über 30.000 Menschen in Gaza, die durch ein Militär getötet werden, das ich nicht bereit bin, durch meine Kaufkraft zu unterstützen.“

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