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Der Künstler Andreas Schmitten vor einer seiner Skulpturen auf der Art Düsseldorf (Schönewald Fine Arts).

© Art Düsseldorf

Salz unter den Sohlen: Die Kunstmesse Art Düsseldorf

Die siebte Ausgabe der Kunstmesse überzeugt mit jungen Positionen, hat aber auch teure, monumentale Skulpturen im Angebot.

Sie hat aufgepasst und ist dennoch in das Salz getreten. Es gibt Zinkgitter, die über die Boden-Intervention der Künstlergruppe Troika führen. Doch das weiße Pulver verteilt sich über den Rand des Standes. Ein falscher Schritt, und man steht mittendrin. Die Mitarbeiterin der Galerie Max Goelitz lächelt die Entschuldigung der Sammlerin freundlich weg: Es geht Troika viel weniger um die hellen Körnchen auf dem Boden als ihre ebenfalls weißen Skulpturen. Seltsame Mischwesen, montiert aus berühmten Skulpturen, die Fragen nach Original und Kopie und dem zunehmenden Verwischen solcher Kriterien stellen.

Galerist Max Goelitz (München/Berlin) hat die Kunst für seinen Stand auf der Messe Art Düsseldorf klug gewählt. Das in London lebende Künstlerkollektiv ist gerade sehr präsent in Ausstellungen, die Aufmerksamkeit für Troika entsprechend hoch. Um 22.000 Euro kosten die aus dem 3D-Drucker stammenden Werke in kleiner Auflage, ergänzt werden sie durch Bilder – und durch die Kollaboration des Galeristen mit der Londoner Copperfield Gallery. Beide teilen sich einen Stand, wobei Goelitz deutlich mehr Platz für weitere Künstler wie Haroon Mirza oder Rindon Johnson braucht, während sich bei Copperfield ein ganzes Universum von Insekten auf den Sohlen zweier Stiefel entfaltet. Oscar Santillán hat sie aufwändig in das Gummi geschnitzt.

Die Messe setzt auf rheinischen Patriotismus

Diese Doppelkoje steht beispielhaft für das diverse Angebot der jungen Art Düsseldorf. 2017 fand sie erstmals auf dem Areal Böhler statt. In denkmalgeschützten Industriehallen, mit einem Schwerpunkt auf rheinischen Galerien wie Sammlern und einer überschaubaren Zahl von 105 Teilnehmern. Sie ist zum sympathischen Pendant der Art Cologne avanciert, die nun im Herbst als älteste Messe ihre Größe und Internationalität ausspielt.

In Düsseldorf setzt Direktor Walter Gehlen auf lokalen Patriotismus nicht zuletzt von Institutionen, die starke rheinländische Galerienszene und Kunsthandel, wie ihn Ludorff oder Beck & Eggeling International Fine Art vertreten. Letztere bringen etablierte Namen wie Heinz Mack, Otto Piene oder Thomas Ruff mit, dessen großes Foto „ Portrait (P. Knyrim)“ aus dem Jahr 2000 für 39.000 Euro gleich verkauft war. Der Fokus aber liegt auf jüngeren, aufstrebenden Positionen – ergänzt durch Galerien aus London, den Niederlanden, der Türkei oder Indien.

Große Gesten markieren die Skulpturenplätze mit Werken von Andreas Schmitten (Schönewald Fine Arts) oder Eva Koťátková (Galerie Meyer Riegger), die auf der Biennale von Venedig dieses Jahr den tschechischen Pavillon verantwortet. Die Nachfrage für solche Präsentationen auf der Messe ist gestiegen und Zeichen dafür, dass Sammler und Sammlerinnen auch mehr auszugeben bereit sind. Das ist nötig, denn die bis 2023 wirksamen Coronahilfen für die Messe-Präsenz von Galerien sind passé, die Standmieten wieder auf altem Niveau. Nun entscheiden allein die Verkäufe über eine Wiederkehr der Galerien. Sabine Schmidt (Galerie PSM) vermittelte während der Eröffnung eine große Bronzeskulptur von Claudia Mann im mittleren fünfstelligen Bereich, am Stand von Mathias Günther (Berlin/Hamburg) meldet ein Sticker den Erwerb einer großen Fotografie von Thorsten Brinkmann durch den Mäzenatenkreis des Kunstpalastes Düsseldorf.

Andere Arbeiten sind noch erhältlich und absolut spannend. Bei Cosar (Düsseldorf) hängen figürliche Doppel- und Dreifachmotive von Inna Levinson auf grobem Leinen, die Galerie Georg Nothelfer (Berlin) konfrontiert die feinen Gewebestrukturen von Delia Jürgens mit der dichten, dunklen Abstraktion „Nefas“ des Informel-Meisters Emil Schumacher von 1959 (Preis: 55.000 Euro). Die Galerie M aus Bochum bietet mit „Aktenkeller 1“ eine frühe Assemblage von Franka Hörnschemeyer, am Stand von Norbert Arns (Köln) begegnet man den monumentalen „Waving Ghosts“ von Nadine Schemmann (22.000 Euro).

Gut die Hälfte kosten die kleineren Gemälde der gefragten Berliner Künstlerin bei Haferkampf Leistenschneider in der Sektion „Next“. Sie versammelt die Newcomer in der sogenannten Kaltstahlhalle des Areals und könnte eine echte Tour für Entdecker sein – wenn sich die Stände nicht in Kette aneinanderreihen würden. Hier ist noch Luft für eine experimentelle Architektur, die der Kunst wie den Galerien gerechter wird.     

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