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Brandenburg: Luftschiff: Kommando "Geballte Faust" - alle Mann an Bord

Entlang der Autobahn zwischen Berlin und dem Dreieck Spreewald schieben sich die riesigen Zigarren immer häufiger ins Blickfeld. Bei guter Sicht können die Autofahrer, die über weite Strecken wegen schlechtem Straßenzustand ohnehin maximal nur Tempo 80 fahren können, sogar den Schriftzug entziffern: CargoLifter.

Entlang der Autobahn zwischen Berlin und dem Dreieck Spreewald schieben sich die riesigen Zigarren immer häufiger ins Blickfeld. Bei guter Sicht können die Autofahrer, die über weite Strecken wegen schlechtem Straßenzustand ohnehin maximal nur Tempo 80 fahren können, sogar den Schriftzug entziffern: CargoLifter. Fast täglich startet das kleine Luftschiff von dem zukünftigen Werftgelände bei Brand in der Nähe der Autobahnausfahrt Staakow zu Trainingsflügen. Das 60 Meter lange "Skyship 600" dient vor allem der Ausbildung von Piloten sowie der Start- und Landecrew. Wenn im nächsten Jahr auf dem früheren russischen Militärflugplatz die Montage von 260 Meter langen "fliegenden Kränen" beginnt, soll genügend Personal zur Verfügung stehen.

Besucher der weltgrößten freitragenden Halle können die spektakulären Manöver des vergleichsweise kleinen Luftschiffes aus nächster Nähe verfolgen. Schon von weitem sind fremdsprachige Kommandos zu hören. Englisch dominiert in diesem internationalen Team der Bodencrew. Junge Leute aus den USA, Großbritannien und Deutschland lernen unter Anleitung von Kevin Watson, ein Luftschiff startklar zu machen und es nach erfolgreichem Flug wieder am Boden festzuhalten. Mindestens zwölf Personen müssen dafür eine vorher festgelegte Position einnehmen. Vier dirigieren die Gondel des Skyship, jeweils drei greifen die beiden 35 Meter langen "Nasenleinen", die an der Spitze des Luftschiffes befestigt sind. Der stählerne Ankermast ist ebenfalls mit einem Helfer besetzt, während der zwölfte Mann kommandiert. Dessen Rufe und Zeichen müssen auf Anhieb verstanden werden. Wenn er beispielsweise "Hold" brüllt und dabei am ausgestreckten Arm die Faust ballt, sind sofort alle Leinen straff zu halten. Dann soll in wenigen Augenblicken der große Ballon abheben. Die offensichtlich gut trainierten Männer bringen sich in Position und rennen mit den Seilen in der Hand einige Meter, bis das Luftschiff schließlich davonschwebt. Nicht weniger aufregend verläuft die Landung, bei der die Bodencrew blitzschnell die herunterhängenden Leinen erfasst. Damit lotsen sie das mit Helium gefüllte Luftgerät zum zehn Meter hohen Stahlmast, wo es schließlich mit einer dritten Leine andockt.

Bis zu 40 Starts und Landungen stehen pro Tag auf dem Programm. Nicht nur das Bodenpersonal muss intensiv trainieren, sondern auch das nicht weniger international gemischte Team der Piloten. Längere Pausen werden nur beim Betanken oder bei sehr starken Winden eingelegt. Die zwischen 18 und 40 Jahre alten Männer und Frauen an den Seilen müssen nicht nur körperlich fit sein. Genauso gefragt sind technische Kenntnisse über Luftschiffe, gehört doch auch ein Teil der Wartung zu ihren Aufgaben.

Ihr nächster großer Auftritt vor viel Publikum steht für die Bodencrew und die Piloten des Skyship schon fest: Am 25. November wird die Fertigstellung der 360 Meter langen, 210 Meter breiten und 107 Meter hohen Werfthalle gefeiert. Danach beginnt die Montage der Riesen-Luftschiffe, die künftig Lasten bis zu 160 Tonnen transportieren sollen. Eine Halle gleichen Ausmaßes baut die CargoLifter AG bei New Bern im US-Staat North Carolina. Sie soll vier bis fünf Jahre nach dem Produktionsstart in Deutschland fertiggestellt sein.

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