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Meinung: „Das ist eine Entscheidung der Eigner“

Ein Diplomat ist Noel Forgeard nicht. Der Co-Chef des größten europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS spricht gerne öffentlich über Probleme – aber natürlich vor allem die der anderen.

Ein Diplomat ist Noel Forgeard nicht. Der Co-Chef des größten europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS spricht gerne öffentlich über Probleme – aber natürlich vor allem die der anderen. Wie vergangene Woche. Da geriet er täglich immer stärker unter Druck. Am Dienstag musste EADS einräumen, dass die Lieferpläne für den neuen Super-Jumbo A 380 nicht eingehalten werden können. Die Verzögerungen von mehr als sechs Monaten werden den Konzern auf Jahre hinaus eine halbe Milliarde Euro beim Gewinn vor Zinsen und Steuern kosten.

Seit knapp einem Jahr führt Forgeard zusammen mit dem Deutschen Tom Enders den Konzern. Davor war er Chef der EADS-Tochter Airbus, die den A 380 entwickelt hat und baut. Der 59-jährige Franzose galt dort als treibende Kraft hinter dem Projekt. Statt sich aber nun hinter seine Leute zu stellen und still nach Lösungen zu suchen, übte sich Forgeard lieber in Schuldzuweisungen. Vor allem im Werk Hamburg sollen sich aus seiner Sicht die Probleme häufen. Im Unternehmen sorgte die öffentliche Schelte für Verstimmung. Angeblich wurde Forgeard deshalb sogar vom EADS-Aufsichtsrat ein Maulkorb verpasst. Geschwächt wurde seine Position noch dadurch, dass er und drei seiner Kinder größere Aktiengeschäfte mit EADS-Anteilen abgewickelt haben. Für viele ist nur schwer vorstellbar, dass Forgeard zu dem Zeitpunkt nichts von den gravierenden Problemen bei seinem Lieblingsprojekt gewusst haben soll.

Für den ehemaligen Staatsbediensteten ist es ungewohnt, so in die Defensive zu geraten. Forgeard ist ehrgeizig und extrem selbstbewusst. Vom kleinen Referenten in der Auvergne arbeitete er sich zuerst in das Verkehrs-, danach in das Verteidigungsministerium vor. Von dort ging es zum verstaatlichten Stahlkonzern Usinor und später zum Rüstungskonzern Matra, dessen Hauptaktionär Jean-Luc Lagardère wurde. Lagardère ist auch einer der wichtigsten EADS-Aktionäre. Ende der 90er spielte Forgeard eine immer wichtigere Rolle bei Airbus und wurde dort 2001 Präsident. Als Anfang 2005 die bisherige EADS-Doppelspitze abgelöst werden sollte, gab es einen monatelangen harten Machtkampf. Forgeard brachte dabei viele im Unternehmen mit seinem bedingungslosen Machtanspruch gegen sich auf. Mit seinem Versuch, nun die Schuld beim A 380 auf andere abzuwälzen, könnte er endgültig überzogen haben. Ob er bleibt, sei eine Entscheidung der Anteilseigener, sagt Forgeard selbst.

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