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Andreas Nahles erklärt Klaus Wowereit die Vorzüge der Bundespolitik.

© dpa

Kontrapunkt: Nahles, Wowereit und die Kanzlerkandidatur

Andrea Nahles bringt Klaus Wowereit als möglichen Kanzlerkandidaten ins Gespräch, was - so schreibt Lorenz Maroldt in seinem Kontrapunkt - von stärkerem Sprengstoff ist als das Schwarzpulver, das bei Frank Henkel im Briefkasten lag.

Heute in der Rubrik „Wer solche Parteifreunde hat, muss keine Feinde mehr fürchten“: Andrea Nahles. Der Bitte um ein Interview zum Berliner Wahlkampf konnte die SPD-Generalsekretärin nicht widerstehen, und so erklärte sie der Berliner Morgenpost ihre Sicht auf die Stadt und den Senat, erwartbar wie das Lied „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“ zum Ende eines jeden sozialdemokratischen Parteitags: Der Senat behandelt dieses Problem „adäquat“ und jenes „außerordentlich gut“, die Grünen können nur noch was werden mit der CDU, Renate Künast liegen „die Berliner und Berlinerinnen nicht am Herzen“, der CDU fehlen die Werte, der FDP die Prozente, die Linken äußern sich unsäglich, und so weiter, und so fort.

Dann aber kommt die einzige Frage, die der Regierende Bürgermeister, Parteifreund von Frau Nahles, im Wahlkampf scheut, deshalb erwartbar: „Ist Klaus Wowereit nach einem Sieg in Berlin wieder im Rennen um die Kanzlerkandidatur?“ Antwort: „Wenn Klaus Wowereit am 18. September einen Sieg erringt, dann war das der dritte in Folge. Sigmar Gabriel hat bereits gesagt, dass jeder Ministerpräsident in der SPD geeignet ist für Höheres. Dem stimme ich zu.“

Eine Antwort, die von stärkerem Sprengstoff ist als das Schwarzpulver, das bei Frank Henkel im Briefkasten lag. Einerseits, weil hier Maß genommen wird an Kriegsfragen und Finanzkrisen, die von Autobahnverlängerungen, Nachtflugzeiten und Touristenabgaben so weit entfernt sind wie der Berliner Haushalt von der Entschuldung. Das macht Wowereit, jedenfalls im Moment, kleiner als er ist. Andererseits, weil die selbstbewusst-naive Antwort Zweifel an der Ernsthaftigkeit der abermaligen Kandidatur Wowereits zurückholt – was will er denn noch, nach zehn Jahren im Amt?

Wowereit selbst windet sich deshalb so gut es ihm möglich ist aus dieser Frage heraus mit der Antwort, er habe nicht vor, das Rathaus „freizugeben“, was auch immer das bedeuten soll. Seine Situation ist eben eine ganz andere als die Gerhard Schröders 1998. Damals war klar: Je triumphaler er die Landtagswahl in Niedersachsen gewinnt, desto größer sind seine Chancen, dass er und nicht Lafontaine als Kanzlerkandidat antreten wird. Die Leute haben ihn damals gewissermaßen aus dem Amt gewählt. Das wird Wowereit so wohl kaum passieren; zu viele Stimmen sind, trotz guter Werte, nicht sein Problem. Sein Problem sind Bundespolitiker, die Berlinern Berlin erklären wollen. Entweder war die SPD-Generalsekretärin nicht clever genug, das zu verstehen und zu sehen, oder ihr war etwas anderes wichtiger. So oder so, eine Frage ist zurück im Wahlkampf um Berlin: Was ist Wowereit wichtig?

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