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Das neue FU Logo ist grell und will modern sein.

© CeDiS/UB FU Berlin

Flacher geht’s nicht: Neues Logo der FU Berlin erntet Häme – zu Recht

Zur 75-Jahr-Feier hat sich die FU Berlin ein neues Logo geschenkt. Ähnlich einfallslos präsentiert sich die Uni beim Jubiläum. Dabei hätte ihre Geschichte so viel zu bieten.

Ein Kommentar von Eva Murašov

„75 Jahre freies Denken“: Mit diesem Motto feiert FU Berlin im Juni sich selbst und alles, was sie seit ihrer Gründung 1948 hervorgebracht hat – zuletzt ein neues Logo. Unipräsident Günter Ziegler stellte das neue Design auf dem Jubliäums-Festakt stolz als Höhepunkt des Abends vor. Doch die Berliner Wissenschaftsbubble ist sich auf Twitter einig: Das Logo ist ein Fail.

Zwar lässt sich über Geschmacksfragen streiten. Aber selbst, wer nicht Kommunikationsdesign an der UdK studiert oder Art Director eine Werbeagentur ist, dem schwant beim Anblick: Zu den Glanzleistungen der Uni zählt es sicher nicht.

Das alte Logo gab sich mit seinem Siegelzeichen altehrwürdig: Ein Berlin-Bär und das Wortband „Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit“ in Latein machten glatt den Eindruck, die Geschichte der FU reiche zurück bis in die frühe Neuzeit.

Das neue Logo hingegen setzt auf Auslassung, Neonfarbe, Fragmente: Moderne Gestaltungsprinzipien, die schon in den 1990ern nicht mehr neu wirkten. Die Sprachbilder auf Twitter übertreffen den Entwurf an Kreativität: „als sei ein Textmarker auf einer kaputten Schreibmaschinentaste ausgelaufen“, schreibt eine Userin. FU-Alumnus Florian Schmidt findet, es sähe aus, als hätte man eine KI „mit Logos von Fachhochschulen mittelgroßer Kleinstädte trainiert“. Und den Checkpoint-Autor Stefan Jacobs erinnert das Neongrün an eine „vom E-Scooter überfahrene Limette“.

Die Kritik, das Logo wirke austauschbar, trifft leider auch auf die Selbstdarstellung der Uni beim Festakt insgesamt zu. Von weichgewaschenen Imagevideos, in denen Freiheit zur neoliberalen Selbstentfaltungs-Floskel verkommt, und eher öden Reden Berliner Gratulanten auf dem Podium bis hin zu den Foodtrucks und einer „Lounge“ mit Liegestühlen auf Beton, beschallt von billigem Shopping-Mall-House: Alles erinnerte vielmehr an die Firmenfeier eines E-Commerce-Händlers aus Bielefeld als an ein rauschendes Fest der Wissenschaften.

Dass für Ziegler das Logo die FU als „eine flexible Plattform für das wissenschaftliche Arbeiten“ verkörpert, fügte sich beim Festakt als weiteres, abgeleiertes Motiv in das Symbolkonzert. Angesichts der überaus bewegten Geschichte einer Uni, an der Benno Ohnesorg wie Eberhard Diepgen studierten, und an der um Mitbestimmung und Veränderung gestritten wurde, hätte man sich mehr Wagnis und Selbstironie bei der Nabelschau erhofft. Umso mehr in Zeiten, in denen der Freiheitsbegriff so kontrovers diskutiert und von Krieg, Krise und Klimawandel herausgefordert wird.

Gewonnen hätte das Fest sicher, wenn Studierende bei der Gestaltung beteiligt worden wären – einer Universität, die ihre Gründung dieser „Statusgruppe“ verdankt, hätte das gut zu Gesicht gestanden.

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