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Die palästinensische Fatah war zu Besuch im Willy-Brandt-Haus, die SPD konstatiert "gemeinsame Werte" mit der Partei.

© dpa

SPD im Dialog mit der Fatah: Strategie ohne Wert

Die SPD umarmt die palästinensische Fatah, beschwört Gemeinsamkeiten und leistet sich damit selbst einen Bärendienst. Denn die brutale Realität das Nahostkonflikts wird einfach ausgeblendet.

Wenn es um Gerechtigkeit und Frieden in der Welt geht, scheut die deutsche Sozialdemokratie bekanntermaßen weder Kosten noch Mühen. Wenn dann noch die Freiheit eines Volkes auf dem Spiel zu stehen scheint, dann gibt es - eingedenk der eigenen revolutionären Vergangenheit - offenbar auch 2012 kein Halten mehr.

Vorbehalte, Bedenken, Argwohn oder Zweifel gegenüber dem einen oder anderen Gesprächspartner? So weit kommt's noch! Schließlich ist Reden Gold. Komme, wer da wolle. Selbst die palästinensische Fatah wird inzwischen im Willly-Brandt-Haus herzlich willkommen geheißen.

Am 8. November war das wieder einmal der Fall. Und siehe da: Einer nach dem Treffen verbreiteten Pressemitteilung kann man entnehmen, dass SPD und Fatah noch einiges mehr verbindet, als ein paar Höflichkeitsbesuche. Als da wären ein "strategischer Dialog" und - Achtung, aufgepasst! - "gemeinsame  Werte".

Strategie, Dialog, Gemeinsamkeiten, Werte? Selbst der geneigte Leser wird bei diesen Worten rasch ins Grübeln und dann zum Schluss kommen: Die Irrungen und Wirrungen des Nahostkonflikts haben einigen Sozis einschließlich Dialogführerin Andrea Nahles die Sinne vernebelt. Sie scheinen ernsthaft zu glauben, dass die Fatah inzwischen zur einer Art Blumenkinderbewegung mutiert ist, die dem erklärten Feind Israel kleine Kränze ins Haar flicht. Zu einer Organisation, die Demokratie lebt, für Freiheit und Menschenrechte kämpft. Schön wär's.

Doch die Realität, von der SPD verkannt oder verdrängt, ist eine ganz andere. Nämlich eine wesentlich brutalere. Denn wenn Kameras und Mikrofone der Journalisten abgeschaltet sind, machen auch führende Fatah-Mitglieder keinen Hehl daraus, dass sie Israel als "zionistisches Gebilde" verdammen, den bewaffneten Kampf als legitimes, ja dringend gebotenes Mittel im Kampf gegen die Besatzer befürworten, alle Juden am Liebsten zurück ins Meer treiben würden. Und in Schulbüchern wird bereits den Kleinsten Hass auf Israel eingetrichtert.

Sogar der vom Westen hofierte Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas, seines Zeichens auch Fatah-Chef, gilt bei vielen Israelis nicht ohne Grund als Wolf im Schafspelz. Einer, der offiziell Aussöhnung predigt, aber intern dem jüdischen Staat alle Teufel dieser Welt an den Hals wünscht.

All das scheint die SPD nicht sonderlich zu stören. Im Gegenteil. Sie nimmt die Fatah ganz fest in den Arm, streichelt ihr liebevoll über den Kopf und will die Beziehungen vertiefen. Nach eigenem Bekunden steckt dahinter zwar eine Strategie. Das Problem ist nur: Diese Partnerschaft hat keinen Wert. Und erst recht, hoffentlich, keine gemeinsamen Werte.

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