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Meinung: Wir und die Kifferkicker

Heute spielt Deutschland gegen Holland – normal wird dieses Fußball-Duell nie sein

Von Axel Vornbäumen

Damit für heute Abend, 20 Uhr 30, schon mal die Fronten klar sind, eines vorneweg:

„Was macht ein Holländer, wenn Holland Fußballweltmeister wird?“ Na?

* * * Ach nein, bitte, so nicht! Das ist doch zu platt! Gut, es sind Wahlkampfzeiten. Aber eigentlich ist das nicht das Niveau, auf dem wir uns noch bewegen wollten; selbst jetzt nicht, wo die Fußballweltmeisterschaft leider ein Jahr zu spät kommt, um das Volk den Regierenden gegenüber noch gnädig zu stimmen. Rar sind deshalb die Gelegenheiten, um an der Grenze zum Abseits nach belastbaren sozio-kulturellen Analogien zu fahnden. Die Zeit ist knapp bemessen. Genau genommen bleibt nur noch – Holland.

Wie lautet also die entscheidende Frage, die sich heute Abend stellt? Sie lautet: Wenn wir sie weghauen, die Oranjes, in de Kuip, sagen wir: 3:0, kann sich dann das Blatt für Schröder doch noch mal wenden bis zum 18. September; weil wir „einen Großen“ geschlagen haben, zum Beispiel, und weil dies der derzeit klarste Beweis ist, dass doch nicht alles schlecht sein kann, in diesem Land? Das letzte Mal liegt schließlich schon einige Zeit zurück. Vor drei Jahren war das. Damals hieß der Teamchef Schröder und der Gegner USA.

Wahrscheinlich ist die Antwort kompliziert und lautet: Nein. Etwa, weil Angela Merkel den Sieg für sich beanspruchen kann, so wie gerade den Aufschwung beim Dax? Nee, wegen Roy Makaay.

Spielt er überhaupt? Leider erwächst aus der Antwort auf diese Frage kein Trost, egal wie sie ausfällt: Spielt er nicht, dann ist allein das demütigend genug. In der Bundesliga führt der Holländer immerhin die Torschützenliste an.

Wenn er aber spielt, dann bringt er leider schon dadurch sämtliche Argumentationsgebäude ins Wanken, die sich bislang gerne auf Rastalocken tragende, zu liberaler Lässigkeit neigende Leichtfüße mit häufig dunklem Teint stützen, die nach dem Spiel im „Coffeeshop“ erst mal einen durchziehen. So wie der Holländer eben ist – und wir höchstens damals auf Klassenfahrt waren, vom Teint mal abgesehen.

Makaay aber ist so nicht. Makaay ist blass und mindestens so humorlos wie Otto Schily, leider aber schneller im Antritt. Er ist so, wie wir waren, als wir noch wer waren. Er sagt, es sei ihm „scheißegal“, ob ihm der Ball nun auf den linken oder rechten Fuß falle, was – auch das ist kein Trost – nicht politisch, sondern leider sportlich gemeint ist. Dieser Tage wurde er gefragt, ob er immer treffe. Da hat er gesagt: „Einmal habe ich drei Monate kein Tor geschossen. Aber da war ich auch vier Monate verletzt.“

Ja, die Zeiten ändern sich. Gerade hat „Bondscoach“ Marco van Basten erklärt, dass es mittlerweile Gegner gebe, die die Gemüter der Holländer stärker erregten – Tschechien, zum Beispiel. Ach ja, Tschechien! Und was macht der Holländer, wenn er Weltmeister wird? Er schaltet seine Playstation aus und geht schlafen!

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