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NACH FAST DREI JAHREN PLANUNG: Chronik einer Pleite: Das langsame Aus des Niemeyer-Bads

November 2004:Die Potsdamer Stadtwerke erhalten vom Kommunalparlament den Auftrag, ein Freizeitbad am Brauhausberg zu entwickeln. Dort steht bereits eine Schwimmhalle aus DDR-Zeiten.

November 2004:

Die Potsdamer Stadtwerke erhalten vom Kommunalparlament den Auftrag, ein Freizeitbad am Brauhausberg zu entwickeln. Dort steht bereits eine Schwimmhalle aus DDR-Zeiten.

Januar 2005: Der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer, der unter anderem Brasilia entworfen hat, und Stadtwerkechef Peter Paffhausen unterzeichnen in Rio de Janeiro den Vertrag für einen Freizeitbadentwurf. Eine Ausschreibung gab es nicht. Es wird erklärt, dass der Bau Mitte 2007 fertig sein und 31,5 Millionen Euro kosten soll.

Frühjahr 2005: Die freihändige Vergabe des Auftrages gerät in die Kritik – unter anderem von der Architektenkammer.

Juni 2005: Per Video präsentiert Niemeyer seinen Entwurf der Potsdamer Öffentlichkeit im Nikolaisaal, wo Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) schwärmend den Startschuss verkündet. Kein Wort zu den Kosten. Wenige Tage später wird bekannt, dass dieser Entwurf 48 Millionen Euro kosten würde. Es wird nachgearbeitet, der Entwurf wird auf 38,5 Millionen Euro abgespeckt.

September 2005: Die Stadt erteilt die Baugenehmigung. Zwei Monate später nimmt Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) das Freizeitbad von der Tagesordnung des Fördermittelausschuss des Landes. Er hält die Planungen nicht für seriös und sauber kalkuliert. Auslöser ist ein Schreiben aus dem Finanzministerium, nach dem der Niemeyer-Entwurf fünf Millionen Euro teurer ist als Bäder vergleichbarer Ausstattung. Das Stadtparlament beschließt, die Kosten auf 33 Millionen Euro zu begrenzen.

Dezember 2005: Ulrich Junghanns und Jann Jakobs einigen sich, dass Potsdam nun auch alternative Standorte für den Bau eines Bades prüft.

Februar 2006: Der bayerische Landtagsabgeordnete Günter Gabsteiger (CSU) schreibt an Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Er kritisiert das Spaßbad als Verschwendung von Solidarpaktgeldern für Ostdeutschland.

Mai 2006: Wirtschaftsminister Junghanns teilt mit, dass die Planungen nicht förderwürdig sind. Er fordert einen Neubeginn mit Neuausschreibung.

Sommer 2006 bis Juni 2007: Die Stadtwerke bessern den Entwurf mehrfach nach. Der Förderantrag wird von ILB und Wirtschaftsministerium geprüft. Und Potsdam erwartet die Absage. jab/thm

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