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Brandenburg: Plattenbauten werden zu Einfamilienhäusern

Mehrow – Zum Abriss frei gegebene Plattenbauten müssen nicht unbedingt im Schredder und danach als Material im Straßenbau enden. Ein Pilotprojekt in Mehrow am nordöstlichen Berliner Stadtrand zeigt eine weitaus sinnvollere Verwendung der Betonteile.

Mehrow – Zum Abriss frei gegebene Plattenbauten müssen nicht unbedingt im Schredder und danach als Material im Straßenbau enden. Ein Pilotprojekt in Mehrow am nordöstlichen Berliner Stadtrand zeigt eine weitaus sinnvollere Verwendung der Betonteile. Denn dort entsteht aus ihnen ein Einfamilienhaus, dem im ganzen Land bald viele weitere folgen sollen. Gegenüber neuen Massivhäusern sollen die Kosten für den Rohbau um 20 Prozent niedriger ausfallen.

An einigen Betonwänden des Projektes hängen noch Tapeten und Styroporplatten. Sie weisen auf die lange Geschichte der Wände, Decken und Fußböden hin. Vor rund 25 Jahren waren sie im Bezirk Marzahn als Teil eines elfgeschossigen Hochhauses montiert worden. „Das bloße Zermalen und die anschließende Entsorgung der Betonwände ist wirtschaftlich und ökologisch nicht vertretbar“, sagte der Staatssekretär im Bundesbauministerium, Tilo Braune, gestern bei einem Besuch in Mehrow. Eine erneute Verwendung der Platten für den Wohnungsbau sei da nicht nur für einheimische Interessenten lohnend. „Wir kennen die große Nachfrage nach Wohnungen in Osteuropa. Per Schiff käme ein Transport von Platten über die Ostsee nach St. Petersburg beispielsweise recht preiswert.“

Das Einfamilienhaus in Mehrow besitzt eine 212 Quadratmeter große Wohnfläche. Auf einen Keller wurde verzichtet. Bis auf die Treppe ins Obergeschoss stammen alle Teile von einem Hochhaus, das von elf auf fünf Stockwerke reduziert wurde. „Dieser Beton besitzt eine unbegrenzte Lebensdauer“, versicherte Frank Vogdt vom Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken an der TU Berlin. „Er ist außerdem richtig trocken, so dass hier keine Feuchtigkeitsschäden wie bei einem Neubau auftreten.“ Die Einzelteile seien sehr flexibel verwendbar. Es bleiben aber die bekannten Nachteile. In der Betonwand hält ohne Dübel kein Nagel und die Hellhörigkeit ist größer als bei anderen Materialien. Dafür steht der Rohbau in sechs bis sieben Tagen. Die Kosten liegen „deutlich unter 1000 Euro pro Quadratmeter“, hieß es vom Architekturbüro Conclus.

Informationen: 030/399 21 704.

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