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Hallöchen. SPD und CDU nähern sich schon an, wenngleich Peer Steinbrück wohl keinen Platz in einer großen Koalition einnehmen wird.

© AFP

Bundestagswahl: SPD und CDU auf Kuschelkurs

Noch ist Wahlkampf. Aber Union und SPD haben ihre Wunschbündnisse schon abgeschrieben und richten sich auf eine große Koalition ein. Eine Spurensuche.

Während die FDP noch verzweifelt um Stimmen aus dem Unionslager buhlt, bereitet man sich andernorts schon auf die große Koalition vor. Nicht wirklich offen, aber es sind erste atmosphärische Signale, auch inhaltliche. Bei Sigmar Gabriel zum Beispiel. Der SPD-Chef war am Donnerstagabend in der "Berliner Runde" zu Gast. Die von ARD und ZDF ausgestrahlte Talkrunde versammelte noch einmal Spitzenkandidaten und Spitzenpolitiker der Parteien. Für die Sozialdemokraten war Gabriel im Ring, für die CDU Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. Bis vor ein paar Tagen wäre das eine sichere Bank für handfesten, lauten Streit gewesen.

Doch nicht so am Donnerstagabend. Es war schon fast eine kleine Kuschelrunde zwischen den beiden. Als Gabriel eine große, überparteiliche Lösung für die Probleme in der Pflege ins Spiel brachte, herrschte plötzlich Stille am Tisch. Selbst beim Thema Mindestlohn und Rente keine Brüllattacken. Die Zeit dafür ist, auch wenn der Wahlkampf noch läuft, vorbei. Auch in der Euro-Frage keine ganz harten Attacken. Im Gegenteil: Gabriel lobt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für seine Aufrichtigkeit.

Auch dass die eigenen Leute schon mit den Vorbereitungen für eine große Koalition beginnen, hat Gabriel zwar, wie zu hören ist, verärgert, aber in der Berliner Runde hat er es eher mit Humor abgewiegelt. "Es ist ja üblich, dass in der SPD zu allem gleich Papiere geschrieben werden. Ich halte davon gar nichts", sagte Gabriel. Es sei Wahlkampf, und darauf konzentriere man sich bis Sonntag. Und ob an den Meldungen über bereits formulierte Bedingungen der SPD-Linken zu Schwarz-Rot überhaupt etwas dran sei, wisse er auch nicht. Harte Dementis, Zurechtweisungen, noch einmal volle Kraft für Rot-Grün ist das alles nicht.

Peer Steinbrück sagt: "Ich bin ja auch nicht weg"

Und Peer Steinbrück? Der scheint sich zumindest mit seiner Niederlage schon abgefunden zu haben. In einem Interview mit Moderator Thomas Roth in den Tagesthemen, sagte er, dass er an Deck der SPD bleibe. "Ich bin ja auch nicht weg", sagte er. Nicht im Konjunktiv, sondern als habe er seine Niederlage selbst schon eingesehen.

Auch bei der Union stellt man sich wohl schon auf den Fall große Koalition ein. Mit aller Kraft versucht sich die Union gegen das Betteln der FDP um Zweitstimmen zu wehren. CSU-Chef Horst Seehofer hat die Liberalen sogar aufgefordert, die Kampagne zu stoppen. Der "Welt" sagte er: "Ich rate uns allen, sich in den letzten Stunden vor der Bundestagswahl mit dem politischen Gegner auseinanderzusetzen und sich nicht gegenseitig die Stimmen streitig zu machen." Und auch die Bundeskanzlerin macht den Liberalen wenig Hoffnung und den Sozialdemokraten schon einmal große Augen. In einem Brief an die Wähler sowie bei ihren letzten Wahlkampfauftritten fordert sie beide Stimmen für die CDU. Der "Rheinischen Post" sagte Merkel: "Selbstverständlich spreche ich mit Sozialdemokraten und die mit mir.“

Zwar ist noch nichts entschieden. Selbst mit einer hauchdünnen Mehrheit wird Merkel das Bündnis mit der FDP fortsetzen. Aber so schwach wie die Liberalen sich derzeit präsentieren, glaubt Merkel wohl selbst nicht mehr an Schwarz-Gelb.

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