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CDU im Revier: Wahlkampfauftakt: Was die Herzen wärmt

Seehofer, Merz, Rüttgers - und ein Michael-Jackson-Imitator: Beim Wahlkampfauftakt für NRW bieten die Christdemokraten in Oberhausen ein überraschendes Personaltableau auf.

Horst Seehofer spürt schneller als andere, was der Saal hören will. Nachdem das Publikum bald zwei Stunden eher verwundert als amüsiert Breakdancern und einem lautstarken Michael-Jackson-Imitator lauschen musste, ist der bayerische Ministerpräsident der erste Redner, der den christdemokratischen Freunden Wärme vermittelt. Gut 5000 Menschen sind an diesem Samstag nach Oberhausen gekommen, um sich zum Wahlkampfauftakt der CDU im größten Bundesland Mut für den Endspurt zu machen.

Bis Seehofer redet, sind schon alle Minister aufgetreten, aber ihre jeweilige Leistungsbilanz erwärmt das Publikum nicht wirklich. Von Herzen applaudiert hatten sie bis dahin allenfalls Friedrich Merz, der per Video Jürgen Rüttgers lobte. Der Beifall galt allerdings weniger der Botschaft als der Person Merz, die überzeugte Christdemokraten bis heute verzückt und dessen Ansehen an der Basis trotz seiner politischen Abwesenheit eher gestiegen zu sein scheint.

All dies ist Horst Seehofer nicht entgangen, als er an das Mikrofon tritt. Weil er weiß, wie er den Saal gewinnt, streut er nach seinem Lob für Jürgen Rüttgers („verlässlich und hartnäckig“) eine kleine Passage auf Helmut Kohl ein. „Wir haben zusammen am Kabinettstisch gesessen“, beginnt er mit Blick auf Jürgen Rüttgers und bringt dann den Saal zum Toben: „Seine 16 Jahre waren gute Jahre für unser Vaterland.“ An solchen Stellen spürt man jene Gefühligkeit, die Parteien brauchen, aber selten vermitteln, weil sie zu viel inszenieren.

Anschließend übernimmt Jürgen Rüttgers. Seine vorbereitete Wahlkampfrede beginnt mit Attacken auf die Opposition, aber das Manuskript legt er zunächst beiseite. Bevor er sich in die Schlacht wirft, gedenkt er der Opfer des Flugzeugabsturzes in Smolensk. Erst nach diesem kleinen Anlauf hebt er die Stimme und schaltet um auf Attacke. „Wer im Mai die SPD wählt“, ruft er in den Saal, „wählt das letzte Aufgebot, die Fußkranken des alten Regimes.“ Immer wieder arbeitet er sich an Rot-Rot ab („Rot-Rot schafft Chaos“), feuert aber auch Breitseiten gegen die Grünen. In der Vergangenheit hatte er eher die Liberalen und damit den eigenen Koalitionspartner ins Visier genommen, die Grünen aber geschont. Zumindest vor dem eigenen Publikum gibt er diese Zurückhaltung auf. „Rot-Grün macht arm“, heißt das in seinen Worten.

Während er diese Sätze spricht, treffen sich die Sozialdemokraten gerade zu ihrem Wahlkampfauftakt in Düsseldorf. Sie haben die Regierungschefs der ihnen verbliebenen Länder in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt eingeladen. Kurt Beck wird etwa für seine Attacken auf Schwarz-Gelb gefeiert, und Klaus Wowereit wird schon bejubelt, bevor er überhaupt das Rednerpult erreicht hat. SPD-Landeschefin Hannelore Kraft, die Kandidatin, hält sich nur kurz bei der Landespolitik auf und wechselt dann auf die Bundesebene. Sie beschwört eine „solidarische Mehrheit“ im größten Bundesland und mobilisiert mit einem Thema, das noch nicht zur Abstimmung steht: „Im Bundesrat werden wir diese Kopfpauschale verhindern.“

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