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US-Präsident Donald Trump hat seine Teilnahme am traditionellen Korrespondenten-Galadinner abgesagt.

© Evan Vucci/AP/dpa

Donald Trump und die Medien: Mehr als nur Dünnhäutigkeit

„Volksfeinde“ oder „Lügenpresse“: Donald Trump verstärkt die Attacken gegen unliebsame Medien. Dahinter steht eine Strategie. Der US-Präsident macht sie zu Konfliktparteien.

Ronald Reagan ist das große Vorbild von Donald Trump: Wie Trump kam der bei Republikanern bis heute als Heilsbringer verehrte US-Präsident aus den 1980er Jahren seinerzeit als Außenseiter nach Washington und brachte dem Establishment das Fürchten bei. Nach einem Monat im Amt wird Trump allerdings eher mit Richard Nixon verglichen, der mit den Medien auf Kriegsfuß stand und die vierte Gewalt als Bedrohung betrachtete. Wie bei Nixon sehen Kritiker hinter Trumps ständigen Angriffen auf die Presse mehr als nur die Paranoia und die Dünnhäutigkeit eines Mannes, der keinen Widerspruch duldet.

Trump sei von den Medien „völlig besessen“, berichtete die „Washington Post“ nach der Attacke des Präsidenten vom Freitag. In einer Rede bei der konservativen Veranstaltung CPAC sprach der Präsident über seinen „Kampf gegen Fake News“, beschimpfte die Presse als „Volksfeind“ und forderte, es müsse den Zeitungen verboten werden, ungenannte Gewährsleute zu zitieren. Typisch Trump waren unter anderem die vielen Ungereimtheiten: Kurz vor der Rede des Präsidenten waren Journalisten von Mitarbeitern des Weißen Hauses zu einem Hintergrundgespräch gebeten worden, bei dem die Bedingung galt, dass die Regierungsvertreter nicht namentlich zitiert werden dürften.

Absage des traditionellen Journalisten-Dinners

Die Ansprache des Präsidenten markierte den Beginn eines Wochenendes, an dem die Beziehungen zwischen Regierung und Presse erneut auf Talfahrt gingen. Kurz nach Trumps Rede schloss Präsidentensprecher Sean Spicer wichtige Medien wie die „New York Times“ und die Sender CNN und BBC von einer Pressebegegnung aus. Selbst der Trump-treue Sender Fox News protestierte dagegen. Andere Medien boykottierten das Treffen mit Spicer aus Protest.

Später sagte Trump seine Teilnahme am traditionellen Abendessen der Präsidialamts-Korrespondenten ab, das Ende April stattfinden soll. Jeder Präsident seit 1924 hat bisher mindestens einmal an der jährlichen Veranstaltung teilgenommen, bei der Witze über den jeweiligen Staatschef im Mittelpunkt stehen. Trumps Vorgänger Barack Obama verpasste in acht Amtsjahren kein einziges der Dinner; Reagan fehlte im Jahr 1981 – aber nur, weil er kurz zuvor bei einem Attentat verletzt worden war. Nixon ließ sich 1972 entschuldigen, dem Jahr des Watergate-Skandals.

Es geht auch um Einschüchterung

Am Sonntag setzte Trump seine Attacken fort. Per Twitter verspottete er die „New York Times“, weil das Blatt in ganzseitigen Anzeigen die Bedeutung der „Wahrheit“ in der heutigen Zeit hervorhob. Die Zeitung wolle „ihr sinkendes Ansehen“ retten, schrieb der Präsident. Statt dessen solle sie es einmal mit „zutreffender und fairer“ Berichterstattung versuchen. Nach eigenen Angaben verzeichnet die „New York Times“ – auch wegen Trump – steigende Abonnentenzahlen.

Bei Trumps Dauerclinch mit den Medien geht es nur teilweise um die Unfähigkeit des Milliardärs, Kritik einzustecken, sagen die Gegner des Präsidenten: Es geht um Kontrolle. In seinen Zeiten als Immobilienmakler in New York habe Trump die dortige Berichterstattung über sich lenken können, aber in Washington funktioniere das nicht mehr, hieß es in der „New York Times“. Das liege daran, dass Journalisten in der Hauptstadt über vielfältige Kontakte im Regierungsapparat verfügten, die der neue Präsident nicht einfach kappen könne. Deshalb will Trump die Beobachter einschüchtern.

Trumps ständige Angriffe auf die Medien dienten zudem dazu, einen Sündenbock für „unangenehme Wahrheiten“ zu finden, kommentierte CNN – beispielsweise für Enthüllungen über Verbindungen der Regierungsmannschaft zu Russland, die Trump als bösartige Propaganda abtut.

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