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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius spricht mit einer Panzerbesatzung bei seinem Besuch von Panzerbataillon 203 in Augustdorf.

© IMAGO/Panama Pictures/IMAGO/Christoph Hardt

Drohnen über Bundeswehr-Übungsplätzen: „Für russische Dienste sind wir zuweilen offen“

In der Politik wird vermutet, dass Russland in Deutschland jene Truppenübungsplätze beobachten lässt, auf denen ukrainische Offiziere ausgebildet werden. Im November gab es eine kuriose Festnahme.

Über Truppenübungsplätzen der Bundeswehr tauchen regelmäßig Drohnen auf. Verteidigungspolitiker aus den Parteien der Ampel-Koalition kritisierten in der „Bild am Sonntag“ nun diese Sicherheitsspannen – und forderten, zügig die Drohnenabwehr zu stärken.

FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber sprach von einem „Riesennachholbedarf“ hinsichtlich der Drohnen-Spionage: „Das ist klar organisiert und weist stark auf Russland hin.“ Über dem Brandenburger Truppenübungsplatz Klietz würden „regelmäßig Drohnen“ gesichtet, dort trainieren Ukrainer an Leopard-1-Panzern.

Mitunter überfliegen demnach mehrere Drohnen zugleich ein Areal. Ob Agenten russischer Nachrichtendienste die Drohnen steuerten, wie Kenner der Vorfälle vermuten, ist allerdings nicht belegt. Das Bundesverteidigungsministerium äußere sich „über etwaige sicherheitsrelevante Vorfälle“ nicht, wie ein Sprecher vor einigen Monaten mitteilte.

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Schon 2022 waren am Truppenübungsplatz Wildflecken in Bayern auffällige Drohnenüberflüge gemeldet worden. Damals warnte Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer vor solchen „Aufklärungsflügen“, 2023 wurde dann die Taskforce Drohne gegründet.

Vorläufige Festnahme eines Doku-Filmers auf Bundeswehr-Gelände

Nach Tagesspiegel-Informationen gab es dennoch eine vorläufige Festnahme in Sachsen-Anhalt. Bei Altengrabow, wo sich auf einem Bundeswehr-Gelände ebenfalls ukrainische Offiziere aufhielten, spürten Feldjäger im November einen Mann auf, der um das Areal eine Drohne steuerte. Das Landeskriminalamt ermittelte, bald stellte sich heraus: Es handelte sich um einen Filmer, der wohl für das Doku-TV-Format „Lost Places“ arbeitete, keinen Spion.

Wie bereits vor fast einem Jahr berichtet, vermuten deutsche Nachrichtendienste, dass hinter den Drohnenflügen russische Stellen stecken. „Es gibt so viele Drohnen-Sichtungen, dass schon gefährlich wäre, wenn nur ein kleiner Prozentsatz davon Spionageflüge sind“, sagt ein Sicherheitsbeamter. „Wir sind für russische Dienste zumindest aus der Luft zuweilen offen.“

FDP-Mann Faber forderte weiter: „Unsere Armee braucht moderne Jammer.“ Als solche werden Störsender bezeichnet, die die Signale von Drohnen stören und sie so zur Landung zwingen können. SPD-Verteidigungsexperte Andreas Schwarz sagte der „Bild am Sonntag“, die Bundeswehr brauche „mehr Tempo“. Er ergänzte: „Es kann nicht sein, dass der Generalinspekteur feststellt, dass es ein massives Problem mit Drohnen gibt, dann aber ein Jahr lang nichts passiert.“

Bundeswehr will mit Störsendern Drohnen behindern

Derzeit nutzt die Bundeswehr meist den HP-47 Effektor-Störsender zur Drohnenabwehr. Es sollten aber neue Geräte beschafft werden. Die Störsender, im englischen Fachjargon „Jammer“ genannt, sind mobile Geräte zur Unterbrechung der Funksignale einer Drohne: Wird eine Drohne gesichtet, zielt ein Soldat mit dem Jammer darauf, der je nach Gerätetyp über die Schulter gelegt wird.

Der Jammer verschießt Störsignale statt Munition. Je nach Drohnen-Modell kann das Fluggerät gezwungen werden, zum Ausgangsort zu fliegen, zu landen oder abzustürzen. Es geht insbesondere darum, die Bordkamera der Drohne zu blockieren.

Die Bundeswehr nutzt in Deutschland fast 1500 Liegenschaften, darunter Truppenübungsplätze, Kasernen, Verwaltungsgebäude und Kreiswehrersatzämter. Bundeswehrgelände dürfen laut Luftverkehrsordnung grundsätzlich nicht mit Drohnen überflogen werden, es gilt ein Mindestabstand von 100 Metern. Der gilt auch für Bundeswehr-Manöver auf anderen Arealen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sprach zuletzt davon, dass Deutschland „kriegstüchtig“ werden müsse. Trotz der Sanktionen gegen die Kreml-Regierung wird von einer regen russischen Spionage hierzulande ausgegangen. Über „seine klassischen Spionageaktivitäten hinaus“ suche Moskau demnach „Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung und den politischen Diskurs in Deutschland auszuüben“, schrieb etwa die Berliner Senatsinnenverwaltung vergangenen Sommer.

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