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Politik: Gewinner, Verlierer - die Parteien und ihre Vorsitzenden

Ivica Racan, Chef der sozialdemokratischen SDP und designierter kroatischer Ministerpräsident, war schon einmal ganz an der Spitze, damals aber nur für kurze Zeit. 1989 übernahm der studierte Jurist den Vorsitz des Zentralkomitees der kroatischen Kommunisten und wurde damit zum starken Mann in der jugoslawischen Teilrepublik.

Ivica Racan, Chef der sozialdemokratischen SDP und designierter kroatischer Ministerpräsident, war schon einmal ganz an der Spitze, damals aber nur für kurze Zeit. 1989 übernahm der studierte Jurist den Vorsitz des Zentralkomitees der kroatischen Kommunisten und wurde damit zum starken Mann in der jugoslawischen Teilrepublik. Es war das Jahr, in dem der Vielvölkerstaat immer deutlichere Zerfallserscheinungen zeigte. Gemeinsam mit dem slowenischen Genossen und heutigen Präsidenten Kucan widersetzte sich Racan dem Versuch von Milosevic, innerhalb der Kommunistischen Partei Jugoslawiens die Macht zu übernehmen.

1990 kam für den Kommunistenchef vorerst das abrupte Ende. Racan selbst hatte in Kroatien den Weg frei gemacht für die ersten Mehrparteienwahlen. Das Land war 1990 unter dem Eindruck der Drohungen aus Belgrad aber schon voll vom nationalistischen Fieber erfasst. Als Sieger aus den ersten freien Wahlen gingen deshalb Franjo Tudjman und dessen HDZ hervor, während die Kommunisten von Ivica Racan praktisch weggefegt wurden. In den Jahren der Tudjman-Ära zeigte Racan kleines Profil. Innerhalb seiner Partei setzte er jedoch Reformen durch und arbeitete stetig am Comeback. Die kroatische KP wurde in sozialdemokratische Partei umbenannt, passte ihr Programm europäischen Vorbildern an und ist heute Mitglied der Sozialistischen Internationale (SI).

Ivica Racan ist kein Mann der großen Worte und gilt als eher zögerlicher Pragmatiker. Er bekennt sich zu Marktwirtschaft und hat versprochen, der kroatischen Demokratie Leben einzuhauchen. Der SDP-Chef scheint sich der schwierigen Aufgabe bewusst, die auf seine Koalition zukommt. Bisher waren von ihm auch keine revanchistischen Töne an die Adresse der alten Tudjmanpartei zu hören.

Mit dem zweiten Wahlgewinner, dem Sozial-Liberalen Drazen Budisa von der HSLS, bildet Racan ein ungleiches Paar. Es fängt schon mit der Größe an. Budisa überragt den eher kleinen Racan doch um einiges. Der 52-jährige Budisa war einer der Wortführer der gewaltsam unterdrückten kroatischen Protestbewegung von 1971 gegen die jugoslawischen Kommunisten und wurde als Dissident inhaftiert. Später wurde er wiederholt ins Parlament gewählt. Bei den Präsidentenwahl 1992 trat er gegen Tudjman an, hatte aber keine Chance. Aus praktischen Erwägungen und angesichts der mäßigen bisherigen Wahlergebnisse ihrer beiden Parteien schmiedeten Racan und Budisa über alle ideologischen Differenzen hinweg ihre Allianz. Budisa ist zudem ausersehen, nun erneut für das Amt des Präsidenten zu kandidieren.

Bei den Wahlen im Januar wird er dann auf den Wahlverlierer treffen, auf den noch amtierenden Außenminister Mate Granic. Seine Partei, die HDZ hat das Land seit acht Jahren nationalistisch und autokratisch regiert. Ihren großen Vorsitzenden hat die Partei verloren, Präsident Franjo Tudjman ist tot. Wer die Partei künftig wirklich führen wird, ist noch ungewiss. Sicher ist nur, dass Mate Granic als Kandidat für das Präsidentenamt antritt. Er gilt als europa-freundlich und hat als erster die Niederlage seiner Partei eingestanden.

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