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Entertainer Harald Schmidt.

© dpa

Graue deutsche Politik: Sind Clowns die besseren Politiker?

Clowns müssten es in der Politik leicht haben gegen die Eisenfresser. Wäre das nicht eine Möglichkeit zur Belebung des Politikbetriebs? Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

So wird das nie was. Wir müssen uns die Großpolitiker ja nur mal ansehen: Gibt es eine humorlosere Menschengruppe? Lauter Eisenfresser und Aktenordner, und an ihrer Spitze Angela Merkel, die in Augenblicken höchster Entspannung, ja, wie sagte man früher, schmunzelt?

Das ist die Chance für professionelle Komödianten. Mit einer einzigen Bemerkung den Kongress zum Tanzen bringen, mit einer spontanen Witzattacke die Luft herauslassen aus dem Aufmuskeln der Machtgiganten, mit höhnischem Gelächter den Sumpf der Korruption ausblasen! In dieser Richtung ließe sich garantiert was machen.

Leider ist die Bilanz politisierender Clowns bisher weltweit ziemlich mager. In Frankreich haben sie den antisemitischen Kotzbrocken Dieudonné, der auch schon wegen Verherrlichung des Terrorismus festgenommen wurde. In Italien spukt Beppe Grillo herum, Erfinder des „Haut-ab-ihr-Ärsche-Tags“, der ein bisschen freiwilliger komisch ist als sein Gegenpart Silvio Berlusconi, aber nicht weniger platt populistisch. Wir in Deutschland haben ohnehin nur Randzwerge im Einsatz wie Florian Simbeck, den Stefan von Stefan&Erkan, der 2013 für die SPD einen niederbayerischen Wahlkreis rocken sollte, was erwartungsgemäß danebenging.

Harald Schmidt, übernehmen Sie!

Aber hier: Jon Gnarr, der isländische Komiker, der Bürgermeister von Reykjavik wurde und vorher freie Badetücher in den öffentlichen Bädern versprochen hatte. Ob er dieses Versprechen gehalten hat, bleibt komischerweise im Dunkeln; als er aber nach vier Jahren nicht mehr antrat, sagten die Leute droben, schade, der war gut, den würden wir noch mal wollen.

Was uns zu Jimmy Morales bringt, einem populären TV-Komiker, der jetzt die Präsidentenwahl in Guatemala gewonnen hat. Wer bislang der Meinung war, dass solche Leute gern zum Anarchismus neigen, der muss umlernen: Morales tritt für die rechtskonservative, von Militärs gegründete Partei FCN an, ist evangelikaler Christ und für die Todesstrafe, krass unkomisch.

Bitte: Da beklagen wir uns schon über den demokratisch untadeligen Mario Barth, der gottlob keine politische Karriere in Erwägung zieht. Auch Dieter Hallervorden politisiert gern, aber... Nein. Was unser Land dagegen beflügeln könnte, wäre der Einstieg von Harald Schmidt, der sein Talent derzeit als Grafendarsteller auf Kreuzfahrtschiffen vergeudet, zynisch, wie man wohl sagen muss. Wäre er nicht mit Putin ein Duo zum Totlachen?

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