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Politik: Klaus Reinhardt im Portrait

Es ist keine leichte Aufgabe, die Klaus Reinhardt im immer noch unruhigen Kosovo bevorsteht. Am Freitag löste der Deutsche Vier-Sterne-General den Briten Michael Jackson an der Spitze der Kosovo-Friedenstruppe (KFOR) ab.

Es ist keine leichte Aufgabe, die Klaus Reinhardt im immer noch unruhigen Kosovo bevorsteht. Am Freitag löste der Deutsche Vier-Sterne-General den Briten Michael Jackson an der Spitze der Kosovo-Friedenstruppe (KFOR) ab.

Vorgänger Michael Jackson eilt der Ruf voraus, ein Haudegen zu sein. In britischen Medienberichten wird er etwas kriegerisch als "Macho Jacko" oder "Prinz der Dunkelheit" tituliert. Der Mann mit dem gegerbten Gesicht und der schlaksigen Figur hat sein Image während der viermonatigen Aufbauphase der Kosovo-Friedenstruppe (KFOR) noch kultiviert. Im Juni soll er sich dem Befehl aus der Nato-Zentrale verweigert haben, den überstürzten Einmarsch der russischen Truppen zu stoppen. Der Vorfall sei es nicht wert, einen "Dritten Weltkrieg" auszulösen.

Der deutsche Vier-Sterne-General ist da eher bodenständig und von ganz anderer Statur. Er ist kein Mann der Showeinlagen. Kriegerische Allüren sind ihm fremd. Der diplomatische General aus Deutschland wägt seine Worte vorsichtig ab. Klaus Reinhardt bemüht sich, keine politischen Wertungen vorzunehmen. "Ich gehe gewiss mit Respekt und Behutsamkeit nach Pristina", sagte der 58-Jährige kurz vor seinem Amtsantritt in einem Interview.

Der Kommandowechsel an der Spitze der KFOR-Truppe ist nur scheinbar Normalität. Erstmals übernimmt ein Deutscher das Oberkommando über eine multinationale Friedenstruppe der Nato. Briten, im Kosovo mit dem größten Kontingent vertreten, oder Franzosen und Amerikaner, werden auf den Befehl Reinhardts hören müssen. Wie überhaupt derzeit Deutsche auf dem Balkan deutlich Präsenz markieren.

Da ist der eher glücklose Bodo Hombach, der als Koordinator der Europäischen Union im Südosten des Kontinents für den Wiederaufbau zuständig ist. Oder Grüne Frankfurter Kommunalpolitiker Tom Koenigs, der in Pristina im Auftrag der Vereinten Nationen die zivile Administration aufbauen soll. Der General startet seine voraussichtlich sechsmonatige Mission mit viel Vorschusslorbeeren. Die Medien in der Heimat sind im Vorfeld der heiklen Mission voll des Lobes über den Offizier, für den der Kosovo-Einsatz voraussichtlich das Ende einer Bilderbuchkarriere darstellen wird.

Der promovierte Historiker hat schon in den 70er Jahren am renommierten College der US-Army in Fort Leavenworth als einer von nur drei Deutschen einen Lehrgang absolvieren können. Ab 1994 baute er in Koblenz den neuen "Generalstab" des Heeresführungskommandos auf. Und seit April vergangenen Jahres befehligte Reinhardt den Führungsstab der Nato-Landstreitkräfte in Zentraleuropa. Auf seinen Schultern funkeln nicht nur die vier Sterne. Klaus Reinhardt, der 1941 in Berlin geboren wurde, hat auch einiges im Kopf. Er spricht fließend englisch, französisch und auch etwas russisch.

Der neue KFOR-Kommandant tritt im Kosovo keine einfache Aufgabe an. "Die Gewaltkurve zeigt steil nach unten", sprach Reinhardt vor ein paar Wochen von einem Erfolg des Nato-Einsatzes. Doch die Zusammenstöße der letzten Tage zeigen, dass in der "Unruheprovinz" alles andere als Frieden herrscht. Die KFOR müsse ihre Politik der Vertrauensbildung und der Unparteilichkeit weiterführen, so Reinhardt im Interview zu seinem "Rezept".

Die knapp 50 000 Soldaten der Friedenstruppe geraten gerade bei dieser edlen Aufgabe immer öfter zwischen die Fronten. Die Angehörigen der schrumpfenden serbischen Minderheit beklagen sich über zu wenig Schutz. Radikale Albaner hingegen sehen es als "Parteinahme", wenn Soldaten der KFOR bedrängte Serben vor Übergriffen zu schützen versuchen. Klaus Reinhardt, der Opernliebhaber und ehemalige Schlagzeugspieler in einer Jazzband, nimmt auch einen CD-Player und Lieblingsmusik mit in den Kosovo. Angesichts des Aufgabenberges, der auf den General wartet, ist aber fraglich, ob da viel Zeit für Freizeit bleibt.

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