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„Zu viel Gülle, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt.“

© dpa

Matthies meint: „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein"

Das Bundesumweltministerium macht eine Plakatkampagne. Die ist lustig. In gewisser Weise. Aber unser Kolumnist hat noch eine bessere Idee. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Viel Geld aus unseren Steuertöpfen fließt alljährlich in die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung. Denn dort oben vermuten sie zum einen, dass der Bürger all die Glanztaten seiner Minister nur erkennt, wenn er mit der Nase drauf gestoßen wird, und zum anderen, dass der Bürger ab und zu einen Stups braucht, damit er selbst nicht alles in die Grütze reitet. Grundprinzip: Immer kurz vor Wahlen drehen sie richtig auf.

Das Wirtschaftsministerium kämpft dabei an vorderster Front. Neu ist eine Broschüre, die von dort zum Ruhme der Energiewende unters Volk verstreut wird: Vorn sieht man einen stämmigen Monteur, der von der Spitze eines Windrads in die blühende Landschaft blickt, auf der Rückseite die blühende Landschaft selbst, komischerweise ohne ein einziges Windrad. Früher hätte man so etwas schlankweg Schwindel genannt, heute geht es locker als postfaktische Sachdarstellung durch.

Wahlkampf ist das nicht

Besser ist aber trotzdem ohne Fakten. Das Umweltministerium hat sich am Freitag mit einer Plakatkampagne zu Wort gemeldet, die offenbar dazu konzipiert wurde, den dummen Bauern ihre dicken Kartoffeln mal so richtig um die Ohren zu hauen, die „Neuen Bauernregeln“. Eine davon lautet zum Beispiel: „Zu viel Gülle, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt.“ Eine andere: „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein.“ Na, einen noch: „Strotzt der Boden vor Nitraten, kann das Wasser arg missraten.“

So. Diese und andere ähnlich gestrickte Merksätze werden nun in 70 Städten unseres Landes plakatiert. Die Zielgruppen sind klar: die Bauern und wir alle. Aber warum die Bauern? Sind sie so dumm, wie die Plakataktion voraussetzt, dann können sie auch nicht lesen, und die Knittelverse rauschen an ihnen vorbei. Also sind wir Bürger gemeint. He, Bauer, sollen wir dem Bauern sagen, schon gehört, zu viel Gülle ist beknackt fürs Grundwasser! Und der Bauer wird antworten, danke, gut, dass mir das mal einer beibiegt!

Bei genauerem Hinsehen fällt also zumindest ein Vorwurf in sich zusammen: Wahlkampf ist das nicht. Denn der Wähler, der beim Anblick dieser Sinnsprüche sofort schaut, wer die gedichtet hat und dann, enthusiasmiert, SPD wählt, der muss sicher erst noch geboren werden. Zumal die Botschaften das Herz des Verbrauchers weit verfehlen. Hier wäre eine bessere: „Ist das Bier aus Bio-Weizen/darf der Fahrer richtig heizen.“ Bitte, Frau Umweltministerin, frei zur Nutzung!

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