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Politik: Mazedonien: Sonntagsdienst

Vor dem Eisentor zum Armeecamp "Erebino" kämpfen Fotografen und Kameraleute um den besten Platz. Das Publikum zu Hause soll informiert werden, wie es den Soldaten nach der nächtlichen Ankunft ergeht: Die ersten rund 100 Bundeswehrsoldaten sind noch in der Nacht ins Lager am Berg außerhalb von Tetovo eingerückt.

Vor dem Eisentor zum Armeecamp "Erebino" kämpfen Fotografen und Kameraleute um den besten Platz. Das Publikum zu Hause soll informiert werden, wie es den Soldaten nach der nächtlichen Ankunft ergeht: Die ersten rund 100 Bundeswehrsoldaten sind noch in der Nacht ins Lager am Berg außerhalb von Tetovo eingerückt. Schon zuvor hatten einige vom Camp "Erebino" aus die Logistik für das deutsche Kontingent der Kosovo-Friedenstruppe (Kfor) betreut. Auf die neuen Kollegen warten oben auf dem Hügel mit der guten Aussicht bereits die Wohncontainer und Essenszelte.

Problematischer ist die Nachbarschaft mit Einheiten der mazedonischen Armee: Die Bundeswehrsoldaten teilen sich das Camp "Erebino" mit den Regierungstruppen des Gastlandes. Der schmale Weg vom Eisentor hinauf auf den Hügel führt an getarnten Panzern und Artillerie der Mazedonier vorbei, die jederzeit Stellungen der albanischen Rebellen in den nahen Bergen hinter Tetovo ins Visier nehmen könnten. Auf dem Weg ins deutsche Camp kann man auch mazedonische Soldaten in ihren schwarzen Gesichtsmasken sehen, die von ihren Patrouillen zurückkehren.

Zum Thema Dokumentation: Fischers Bundestagsrede in Auszügen. Chronologie: Auslandseinsätze der Bundeswehr Hintergrund: Die NATO-Operation "Essential Harvest" Die Aufgaben: Was die Bundeswehr in Mazedonien erwartet. Die Beteiligten: Welches Land wieviel Soldaten nach Mazedonien schickt Für das deutsche Kontingent im Rahmen der Nato-Operation "Bedeutende Ernte" wird der Ernstfall erst am Wochenende beginnen. Vorher müssen am Freitag rund 300 weitere Bundeswehrsoldaten aus dem Kosovo an die Standorte bei Tetovo und Skopje verlegt werden. Welchen Weg der Konvoi mit schwerem Material nehmen wird, ist noch unklar, da derzeit nationalistische Mazedonier die Hauptstraße Richtung Kosovo aus Protest gegen die Nato blockieren. Ab Sonntag könnte sich die Bundeswehr beim Einsammeln der Waffen der albanischen Rebellen beteiligen, wie Sprecher Peter Altmannsperger erklärt. Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping hat sich bei seinem Truppenbesuch am Donnerstag zudem dafür stark gemacht, dass Deutschland eine Vermittlerrolle übernehmen soll.

Gefahren drohen jetzt von verschiedenen Seiten: Einerseits von Minen, die überall vergraben sein können. Aber auch von mazedonischen Zivilisten, in deren Augen die Nato auf der Seite der Albaner steht. Ein britischer Soldat musste sterben, weil Unbekannte einen Zementblock von einer Autobahnbrücke geworfen hatten. Nach der Darstellung der Nato ist die Operation "Bedeutende Ernte" allerdings auf bestem Weg. Der ursprüngliche Plansoll für die erste Woche sei bereits nach drei Tagen übertroffen worden, hieß es am Donnerstag in Skopje. So will die Nato schon 1400 Rebellenwaffen oder deutlich mehr als ein Drittel des gesamten Arsenals der so genannten Nationalen Befreiungsarmee (UCK) eingesammelt haben. Die Nato hat die Gesamtzahl in Absprache mit den UCK-Kommandanten auf 3300 Waffen verschiedenster Art festgelegt, was in der mazedonischen Öffentlichkeit nach wie vor auf hämische Kommentare stößt. Der nationalistische Regierungschef Ljubco Georgievski schätzt das Waffenlager der albanischen "Terroristen" auf über 60 000 Stück. Sein Sprecher Antonio Milososki hat die Sammelaktion deshalb schon spöttisch in "Museumsernte" umgetauft.

Der Direktor des Skopjer Stadtmuseums hat die Nato seinerseits mit deutlich sarkastischem Unterton gebeten, die Waffen nicht zu zerstören und seiner Institution zur Verfügung zu stellen. Der radikale Innenminister Ljube Boskovski hat bereits klar gemacht, dass für ihn nach einem Abschluss der Nato-Operation die Ernte noch lange nicht eingefahren ist. Mit seinen gefürchteten Sondereinheiten will er nach dem Abzug der westlichen Soldaten die Rebellengebiete noch einmal gründlich durchkämmen.

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