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Politik: Nach dem UN-Klimagipfel: Klimaschützer empört

Nach dem Scheitern des UN-Klimagipfels in Den Haag haben Naturschutzorganisationen und Umweltpolitiker in Deutschland vor weiterer Klimazerstörung gewarnt. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sprach von einem "schweren Rückschlag" für den Klimaschutz.

Nach dem Scheitern des UN-Klimagipfels in Den Haag haben Naturschutzorganisationen und Umweltpolitiker in Deutschland vor weiterer Klimazerstörung gewarnt. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sprach von einem "schweren Rückschlag" für den Klimaschutz. Der Bund für Umwelt und Naturschutz betonte am Wochenende in Berlin, die internationale Gemeinschaft werde von den Gegnern des Klimaschutzabkommens und Teilen der Industrie an der Reduzierung des Treibgas-Ausstoßes gehindert. Den USA, Japan, Australien, Kanada und der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) warfen die Umweltschützer eine Blockadehaltung vor.

Die Konferenz habe den hohen Erwartungen nicht entsprechen können, sagte Konferenzpräsident Jan Pronk enttäuscht. Laut US-Delegation lehnten einige EU-Länder einen von Pronk vorgelegten Kompromissvorschlag ab. Aus Verhandlungskreisen verlautete, Trittin habe den Kompromiss mit einer Forderung bezüglich der umstrittenen Anrechnung von Wäldern in letzter Minute zum Platzen gebracht. Die USA wollten Waldgebiete als CO2

Speicher bei der Festlegung von Zielvorgaben für die Verringerung von Treibhausgasen anrechnen lassen. Damit hätten sie einen Großteil ihres Ausstoßes verrechnen können und so konkrete Maßnahmen zur Schadstoffbekämpfung umgangen. Nach Ansicht der EU ist jedoch wissenschaftlich umstritten, inwieweit Wälder tatsächlich CO2

absorbieren.

Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch sagte, das Scheitern dürfe Deutschland nicht davon abhalten, das selbst gesteckte Ziel beim Klimaschutz weiter zu verfolgen. Gleichzeitig müsse Deutschland darauf drängen, dass das Problem international angegangen werde. Er warf Amerikanern, Japanern und Australiern vor, bei der Konferenz "ziemlich egoistisch agiert" zu haben. Sie trügen Verantwortung für das Scheitern.

SPD-Politiker sprachen von einer enttäuschenden Politik der USA. Sie verhielten sich wie "unseriöse Teppichhändler, die für ihren kurzfristigen Vorteil andere über den Tisch ziehen wollen", sagte der SPD-Bundestagsfraktionsvize und Umweltexperte Müller.

Die 160 Teilnehmer-Staaten in Den Haag hätten sich de facto von konkreten Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung verabschiedet, kritisierte die Umweltorganisation Greenpeace in Hamburg. "Offenbar reicht es noch nicht, dass schon heute die vom Menschen gemachte Klimaerwärmung Katastrophen immer größeren Ausmaßes verursacht", sagte ihr Klimaexperte Karsten Smid. Einige Industriestaaten wie Deutschland müssten nun aber im eigenen Land Programme auflegen und erneuerbare Energien wie Sonne, Wind und Wasser fördern.

Der Leiter der UN-Umweltbehörde Unep, Klaus Töpfer, sagte der "Welt am Sonntag", notfalls müssten Staaten weiter im Alleingang Maßnahmen zur Treibgas-Reduzierung durchführen. Nach dem Scheitern der Klimakonferenz müsse aber alles daran gesetzt werden, zu belegen, dass eine globale Umwelt- und Entwicklungspolitik möglich ist. "Wir sind in hohem Maße besorgt, dass hiermit negative Signale weit über diese Konferenz hinaus verbunden sind." Vor allem für die unter dem Klimawandel besonders leidenden Entwicklungsländer sei der ergebnislos beendete Gipfel ein "sehr, sehr negatives Signal".

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