zum Hauptinhalt

Politik: Nahost: Mit Steckbriefen und Kopfgeldern

Seit US-Präsident George W. Bush am 26.

Seit US-Präsident George W. Bush am 26. November dem pensionierten General Anthony Zinni den Auftrag zu einem neuen Vermittlungsversuch im Nahen Osten erteilte, sieht sich die amerikanische Regierung mit einer beispiellosen Eskalation der Gewalt konfrontiert: 44 Israelis und 60 Palästinenser verloren ihr Leben, auf der palästinensischen Seite enthält diese Zahl auch 10 Selbstmord-Attentäter und mindestens 19 Bewaffnete, die ihre Anschlagsversuche nicht überlebten. Diese Bilanz fordert erkennbar auch politischen Tribut: Die jüngsten Äußerungen aus dem Weißen Haus und dem Außenministerium enthalten klare Indizien dafür, dass man in Washington weiteren Gesprächsrunden derzeit so gut wie keine Erfolgschance einräumt.

Den deutlichsten Hinweis dafür, dass Bush, Powell und Co. die in acht Jahren Clinton-Regierung praktizierte Zurückhaltung gegenüber gewalttätigen Palästinenser-Gruppen nun aufgeben wollen, liefert jetzt die Ankündigung aus dem US-Außenministerium, mit Kopfgeldern in Millionenhöhe nach palästinenischen Terror-Verdächtigen fahnden zu wollen, bei deren Anschlägen Amerikaner zu Schaden gekommen sind. Dazu plant man eine aufwändige öffentliche und weltweite Kampagne, bei der in Tageszeitungen, auf Postern und im Internet Namen und Beschreibungen von Verdächtigen publiziert werden sollen. Die USA geben damit auch dem seit Jahren vorhandenen Drängen amerikanisch-jüdischer Organisationen nach, die Suche nach Terroristen auch auf die PLO auszuweiten. Mindestens 21 Todesfälle von Amerikanern stehen nach einer Statistik des US-Außenministeriums mit diesen im Zusammenhang.

Dieser Schritt Bushs wird in Washington als weiteres klares Indiz für eine Distanzierung von Jassir Arafat bewertet, den man zwar noch nicht - mit allerletzter Konsequenz wie Scharon - politisch völlig fallen lassen, aber dennoch deutlich in die Schranken weisen und massiv unter Druck setzten will. Die Palästinenser können keinerlei Zuckerstücke mehr aus Washington erwarten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false