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Politik: Niedersachsen: Wulff setzt auf das Modell Schröder

Niedersachsens Sozialdemokraten haben kürzlich ein besonderes Jubiläum gefeiert: Seit 1990 regiert die Partei in Hannover, und seit bald sechs Jahren sogar mit absoluter Mehrheit. Während Ministerpräsident Sigmar Gabriel voller Optimismus in die Zukunft sieht, weil die Umfragen trotz der langen Regierungszeit gut für die SPD stehen, feilt Oppositionsführer Christian Wulff (CDU) an seiner Strategie.

Niedersachsens Sozialdemokraten haben kürzlich ein besonderes Jubiläum gefeiert: Seit 1990 regiert die Partei in Hannover, und seit bald sechs Jahren sogar mit absoluter Mehrheit. Während Ministerpräsident Sigmar Gabriel voller Optimismus in die Zukunft sieht, weil die Umfragen trotz der langen Regierungszeit gut für die SPD stehen, feilt Oppositionsführer Christian Wulff (CDU) an seiner Strategie. Die nächste Landtagswahl steht im Jahr 2003 an. Es dürfte zu einem Duell zwischen Gabriel und Wulff kommen, zwei heute 41 Jahre alten Politikern, die beide zur bundespolitischen Führungsreserve ihrer Parteien gerechnet werden. Wulff war bei den Landtagswahlen 1994 und 1998 gegen Gerhard Schröder unterlegen, in beiden Fällen präsentierte sich der CDU-Spitzenmann als der junge, glaubwürdigere Politiker - als Kontrast zum älteren und für seine Neigung zu raschem Meinungswechsel bekannten Schröder. Mit seiner Jugendlichkeit kann Wulff nun nicht mehr kokettieren, denn der neue Kontrahent Gabriel ist sechs Monate jünger.

Wie also kann sich der Spitzenmann der Union präsentieren? Niedersachsens CDU befindet sich in einem schwierigen Selbstfindungsprozess. Zwischen Wulff und einem der Stellvertreter im Fraktionsvorsitz, Bernd Busemann, kam es zum Konflikt über Strategiefragen. In den vergangenen Wochen gab es sogar Konflikte in der Unionsführung, es wurde spekuliert, Wulff wolle sich von der Landespolitik verabschieden und 2002 niedersächsischer CDU-Spitzenkandidat für den Bundestag werden.

Solchen Vermutungen hat Wulff immer wieder widersprochen, und vieles deutet auch darauf hin, dass der CDU-Landesvorsitzende auf einen Sieg bei der Landtagswahl im Herbst 2003 hinarbeitet. Auf dem Weg zur Macht neigt Wulff offenbar zum "Modell Schröder". Nicht primär landespolitische Forderungen schreibt er sich auf die Fahnen, vielmehr will er bundespolitisch glänzen. So hatte es Schröder als niedersächsischer Regierungschef immer getan. Seit zwei Jahren übt Wulff das Amt eines der stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden aus, und im Umfeld von Parteichefin Angela Merkel zeichnet er für die Sozialpolitik verantwortlich. In der "Sozialstaatskommission" der Union führte er Gespräche mit Walter Riester über die Rentenreform. Der Niedersachse nutzt dieses Amt auch zur öffentlichen Selbstdarstellung. Allerdings muss Wulff sehen, dass seine Präsenz in den Medien seit einigen Monaten nachgelassen hat. In der Hochphase der CDU-Spendenaffäre war er es, der sich als CDU-Bundesvize besonders deutlich von Altkanzler Helmut Kohl und seinem Verhalten abgrenzte. Nach Wolfgang Schäubles Rücktritt war es dann Wulff, der als Erster öffentlich für Angela Merkel als Nachfolgerin warb. Inzwischen ist die öffentliche Aufmerksamkeit für Wulffs bundespolitische Rolle geringer geworden.

Trotzdem bleibt Wulff seiner alten Absicht vorerst treu: Mit bundespolitischen Positionen will er die Debatte bereichern, außerdem will er sich als gradlinig, seriös und gewissenhaft darstellen. Dem CDU-Politiker kommt dabei zugute, dass Gabriel immer häufiger mit seinem Vor-Vorgänger Gerhard Schröder verglichen wird. Und als dessen negative Eigenschaft wird ja stets beschrieben, dass er keine Grundsätze habe und sein Mäntelchen in den Wind hänge.

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