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SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück zeigte sich empört über den Erpressungsversuch gegen ihn. Nach einer Wahlkampfveranstaltung in Erfurt (Thüringen) äußerte er sich zum Fall.

© dpa

Update

Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln: Peer Steinbrück wegen Putzfrau erpresst

Schmutz im Wahlkampf: Steinbrück soll vor 14 Jahren eine Putzhilfe schwarz beschäftigt haben und wird nun erpresst. Der SPD-Kanzlerkandidat hat den anonymen Briefeschreiber angezeigt.

So etwas hat es in der deutschen Wahlkampfgeschichte noch nicht gegeben. Dass ein Kanzlerkandidat erpresst wird, ist ein Novum, mit dem sich Peer Steinbrück derzeit konfrontiert sieht. Ein Unbekannter wirft ihm und seiner Frau Gertrud vor, vor 14 Jahren eine Putzfrau illegal beschäftigt zu haben. Die „Bild“-Zeitung hatte am Samstag über den Vorgang berichtet. Demnach forderte der Erpresser in einem Brief an Gertrud Steinbrück, dass diese ihren Mann bis zum 10. September dazu bewegen soll, die Kanzlerkandidatur niederzulegen. Andernfalls wolle er die vermeintliche Beschäftigung der Putzfrau öffentlich machen. Polizei und Staatsanwaltschaft in Bonn nahmen Ermittlungen gegen den unbekannten Täter wegen Nötigung auf.

Steinbrück selbst reagierte empört auf den Erpressungsversuch. Am Samstag sagte er nach einer Wahlkampfveranstaltung in Erfurt, dass er Anzeige erstattet habe, da es sich um einen strafrechtlich relevanten Vorgang handle. Zwar wurde Steinbrück nicht konkret, aber er deutete an, dass ihm die Wahlkampfkultur insgesamt nicht gefällt. Er habe in diesem Wahlkampf schon einiges erlebt, was weit über die Belastungen und Auseinandersetzungen, die man wohl akzeptieren müsse, hinausgehe, sagte er. „Dass dazu ein Erpressungsversuch gehört, ist jenseits meiner Vorstellungskraft gewesen.“ Aber Steinbrück stellte klar: „Das wird mich in meinem Wahlkampf nicht beeinflussen.“

Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel verurteilte den Vorgang und sprach von einer „Schmutzkampagne“. Der „Bild am Sonntag“ sagte er: „Dieser Erpressungsversuch ist bisher der absolute Tiefpunkt in diesem Wahlkampf.“ Eine 14 Jahre alte Geschichte, mit der Peer Steinbrück nichts zu tun gehabt habe, 14 Tage vor der Wahl hochzuziehen, sei „wirklich schmutziger Wahlkampf“. Er hoffe sehr, dass die Verantwortlichen für diese Schmutzkampagne dingfest gemacht und vor Gericht gestellt würden. Die ganze SPD stehe hinter Steinbrück und seiner Familie.

Steinbrück hat den unbekannten Erpresser angezeigt

Die „Bild-Zeitung“ zitierte weiter aus dem Brief, wonach der Erpresser erfahren habe, dass die Steinbrücks „für eine begrenzte Zeit“ eine Philippinerin schwarz beschäftigt hätten, die sich zum damaligen Zeitpunkt illegal in Deutschland aufgehalten habe. Gertrud Steinbrück äußerte sich gegenüber der Zeitung und schilderte den Fall. Demnach hat Steinbrücks Mutter der Familie nach ihrem Umzug 1999 von Kiel nach Bonn „zum Einzug geschenkt, dass ihre Putzhilfe für ein halbes Jahr einmal in der Woche bei uns sauber machen soll“. Dabei habe es sich um eine Philippinerin gehandelt, die mit einem Gärtner der philippinischen Botschaft verheiratet und dort auch versichert gewesen sei. Die Zeitung zitierte Gertrud Steinbrück weiter: „Ich zahlte sie für die bei mir abgeleisteten Stunden aus und rechnete das jeweils mit meiner Mutter ab.“ Nach Ablauf des halben Jahres habe Gertrud Steinbrück der Frau einen Arbeitsvertrag angeboten. Das habe die Frau aber abgelehnt, weil ihr Mann beim Botschaftsumzug nach Berlin seinen Job verloren und die Familie damit den Aufenthaltsstatus verloren habe. Deshalb habe sie nur schwarz arbeiten können. Gertrud Steinbrück sagte, sie habe ihr sagen müssen, „dass ich sie natürlich nicht schwarz beschäftigen kann“.

Das Bundeskriminalamt verwies am Samstag an die Polizei in Bonn, die den Eingang der Anzeige bestätigte, weitere Auskünfte aber nicht erteilte. Die Staatsanwaltschaft in Bonn, so hieß es, werde sich am Montag äußern. Unklar ist damit, ob es schon eine Spur zur Herkunft des Erpresserbriefs gibt.

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