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Viel möglich. Thüringen könnte eine Neuauflage von Schwarz-Rot bekommen. Oder den ersten Ministerpräsidenten der Linkspartei.

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Politbarometer Brandenburg und Thüringen: AfD vor weiteren Wahlerfolgen - Duell in Erfurt

Die AfD wird laut Politbarometer auch in die Landtage von Thüringen und Brandenburg einziehen. In Erfurt wird die Fortsetzung von Schwarz-Rot möglich, aber auch ein rot-rot-grünes Bündnis mit einem Regierungschef der Linken.

Von Matthias Meisner

Bei den Landtagswahlen in zehn Tagen steht die AfD vor weiteren Wahlerfolgen. Laut Politbarometer im Auftrag von ZDF und Tagesspiegel zieht die eurokritische Partei mit jeweils acht Prozent in die Landtage von Thüringen und Brandenburg ein. Die FDP wird laut Projektion in beiden Ländern aus den Parlamenten fliegen, die NPD nicht einziehen - beide Parteien dürften weniger als drei Prozent der Stimmen bekommen.

Dagegen sind die Grünen sowohl in Erfurt als auch in Potsdam wieder dabei, in beiden Ländern werden ihnen sechs Prozent vorausgesagt. Die AfD war am vergangenen Sonntag erstmals in ein Landesparlament eingezogen. Sie kam in Sachsen auf 9,7 Prozent und ist nun mit 14 Abgeordneten im Dresdner Landtag vertreten.

Stärkste Kraft in Thüringen wird die CDU mit 36 Prozent, gefolgt von der Linkspartei (26 Prozent). Drittstärkste Kraft mit deutlichem Abstand zur Linken wird die SPD (16 Prozent). In Brandenburg kann die SPD laut Umfrage mit 33 Prozent der Stimmen rechnen. Die CDU (25 Prozent) verweist die Linke (21 Prozent) auf Rang drei. Vor fünf Jahren war es noch umgekehrt. Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke hat dennoch eine absolute Mehrheit für die Fortführung eines rot-roten Bündnisses. Er hat bereits signalisiert, dass er weiter zusammen mit der Linkspartei regieren will.

Politbarometer Thüringen
Politbarometer Thüringen

© Fabian Bartel/Tagesspiegel

Die SPD in Thüringen steht vor der Entscheidung, ob sie die amtierende CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht im Amt bestätigt oder sich auf ein Linksbündnis unter Führung des Linken-Politikers Bodo Ramelow einlässt. Für die zweite Variante bräuchte Ramelow nach der Projektion der Forschungsgruppe Wahlen auch die Grünen als Partner. Diese hatten erklärt, sie stünden, wenn überhaupt, nur dann zur Verfügung, wenn sie auch rechnerisch gebraucht werden. Schwarz-Grün ist ebenso wenig möglich wie ein Bündnis aus CDU und AfD, letzteres ist in der Union ohnehin hoch umstritten.

In Erfurt überzeugen weder Regierung noch Opposition

Bei der Leistungsbeurteilung der parlamentarischen Kräfte im Erfurter Landtag "überzeugen weder Regierung noch Opposition", heißt es in der Analyse. Auch die Imagewerte der Spitzenkandidaten der großen Parteien seien "nur verhalten positiv". Lieberknecht schneide gerade im Vergleich mit anderen Länder-Regierungschefs schwach ab. Sie polarisiere ähnlich stark wie der Linken-Politiker Ramelow, Vorsitzender der Landtagsfraktion seiner Partei.

CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, Herausforderer Bodo Ramelow (Linke)
CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, Herausforderer Bodo Ramelow (Linke)

© dpa

Mit der Thüringer SPD-Spitzenkandidatin Heike Taubert bekommt eine Politikerin den relativ besten Image-Wert. Dabei hat die Sozialministerin nach Lage der Dinge praktisch keine Aussichten auf das Amt des Regierungschefin. Könnten die Thüringer direkt über den nächsten Ministerpräsidenten abstimmen, wären 52 Prozent für Lieberknecht und 34 Prozent für ihren Herausforderer Ramelow. Die Bürger im Freistaat stünden einer schwarz-roten Neuauflage vergleichsweise reserviert gegenüber, heißt es weiter.

Klarste Verhältnisse in Brandenburg: Woidke ist Favorit

In Brandenburg steht bei der Wahl deutlich stärker als vor fünf Jahren, als noch zeitgleich mit der Bundestagswahl abgestimmt wurde, die Landespolitik im Zentrum der Entscheidung. Bei der Bewertung der zwei am ehesten mehrheitsfähigen Koalitionsmodelle erfahre ein SPD-Bündnis mit der CDU unter den Befragten etwas mehr Zustimmung als die Neuauflage der SPD-geführten rot-roten Koalition. Personell können sich die Sozialdemokraten ebenfalls klar vor CDU und Linken positionieren.

Dietmar Woidke (SPD) ist seit August 2013 Ministerpräsident von Brandenburg
Dietmar Woidke (SPD) ist seit August 2013 Ministerpräsident von Brandenburg

© dpa

Dabei punktet die Brandenburg-SPD vor allem mit ihrem Spitzenkandidaten, dem Ministerpräsidenten Dietmar Woidke, der erst vor einem Jahr als Nachfolger seines Parteifreundes Matthias Platzeck ins Amt kam. Er erreiche einen "sehr guten und im langfristigen Mittel weit überdurchschnittlichen Imagewert", so die Forschungsgruppe, und werde "in sämtlichen Lagern positiv bewertet". Auch beim Thema des Wunsch-Ministerpräsidenten herrschen in Brandenburg "klarste Verhältnisse":

Politbarometer Brandenburg
Politbarometer Brandenburg

© Fabian Bartel/Tagesspiegel

Im Duell Woidke gegen den CDU-Herausforderer Michael Schierack hätten 59 Prozent lieber den Amtsinhaber und nur zwölf Prozent den Christdemokraten. Gestellt vor die Alternative Woidke oder Linken-Spitzenkandidat Christian Görke, wären sogar 59 Prozent für den SPD-Regierungschef und gerade einmal acht Prozent für den Linken-Politiker. Die Spitzenkandidaten von CDU und Linke können mehr als die Hälfte der Befragten nicht bewerten - weil sie Schierack und Görke gar nicht kennen.

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