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Maria Aljochina zeigte sich nach der Freilassung kämpferisch.

© AFP

Pussy-Riot-Musikerinnen aus Haft entlassen: Putin-Gegnerin bezeichnet Amnestie als „PR-Trick“

Am Montag sind die beiden russischen Punkmusikerinnen Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa begnadigt worden. Sie hatten im März 2012 in einer Moskauer Kirche mit einem provokanten Auftritt gegen Präsident Wladimir Putin protestiert - und kamen dafür ins Straflager. Gebrochen sind sie aber offenbar nicht.

Nach dem Kremlkritiker Michail Chodorkowski sind nun auch die beiden Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot in Freiheit: Maria Aljochina (25) und Nadeschda Tolokonnikowa (24), die in unterschiedlichen Straflagern einsaßen, wurden am Montag vorzeitig aus der Haft entlassen.

Die beiden Frauen hatten kurz vor den russischen Präsidentenwahlen im März 2012 mit ihrer Band in der Moskauer Christ-Erlöserkirche in einer umstrittenen Darbietung die Muttergottes um Vertreibung von Präsident Wladimir Putins bestürmt und dabei die orthodoxe Liturgie persifliert. Im Sommer 2012 wurden sie zu jeweils zwei Jahren Haft wegen Rowdytums verurteilt.

Ohne die nun erfolgte Begnadigung hätten sie noch bis März kommenden Jahres im Gefängnis bleiben müssen. Das dritte Bandmitglied auf der Anklagebank – Jekaterina Samuzewitsch – bekam zwei Jahre Bewährung. Regimekritiker im westlichen Ausland sprachen nach dem Urteil von einem Racheakt Putins und Willkür der abhängigen Justiz. Das Urteil sei unverhältnismäßig, der Auftritt durch das auch in der russischen Verfassung verankerte Menschenrecht auf Meinungsfreiheit gedeckt.

Maria Aljochina: Amnestie sei Farce

Die russische Öffentlichkeit sah das etwas differenzierter. Selbst Sympathisanten der Gruppe sprachen von einer Geschmacklosigkeit. Zumal die Frauen zuvor schon mit anderen Skandalauftritten für Schlagzeilen gesorgt hatten. Bis heute unvergessen: Gruppensex vor dem Biologischen Museum in Moskau im Februar 2008, kurz bevor Regierungschef Dmitri Medwedew sein vierjähriges Gastspiel im Kreml begann. Tolokonnikowa war bei der Performance im neunten Monat schwanger.

Aljochina nannte die Amnestie in ihrem ersten Interview nach der Freilassung, das sie dem kremlkritischen TV-Sender Doschd gab, eine Farce, die nichts mit humanitären Gründen zu tun habe, sondern lediglich ein PR-Gag Putins in eigener Sache sei. Sie werde sich künftig vor allem für den Schutz von Menschenrechten engagieren.

Tolokonnikowa war im Herbst gegen unmenschliche Haftbedingungen in einen Hungerstreik getreten und hatte die letzten Wochen auf einer Krankenstation verbracht. Chodorkowski hält sich seit Freitag in Berlin auf. Auch er kündigte an, sich für die Rechte russischer Gefangener einsetzen zu wollen.

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