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Politik: Republik Kongo: Putschversuch gegen Kabila

In der Demokratischen Republik Kongo hat es am Dienstag offenbar einen Putschversuch gegen Präsident Laurent Kabila gegeben. Um den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kinshasa seien Schüsse zu hören gewesen, teilte das belgische Außenministerium in Brüssel unter Berufung auf die Botschaft vor Ort mit.

In der Demokratischen Republik Kongo hat es am Dienstag offenbar einen Putschversuch gegen Präsident Laurent Kabila gegeben. Um den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kinshasa seien Schüsse zu hören gewesen, teilte das belgische Außenministerium in Brüssel unter Berufung auf die Botschaft vor Ort mit. Auch die Vereinten Nationen in New York bestätigten Kämpfe in Kinshasa.

Unklarheit herrschte zunächst über das Schicksal von Präsident Laurent Kabila. Nach Angaben hoher Offiziere in der Nachbarrepublik Kongo-Brazzaville wurde Kabila von Schüssen getroffen. Vor und in der Residenz Kabilas seien Schüsse gefallen. Nicht bekannt war, ob Kabila nur verletzt ist oder getötet wurde. Mitarbeiter des ruandischen und ugandischen Geheimdienstes berichteten, Kabila sei erschossen worden.

Die Schießerei vor dem Haus Kabilas in der Hauptstadt Kinshasa dauerte nach Berichten von Augenzeugen etwa eine halbe Stunde. Unmittelbar danach rief Präsidentenberater Eddy Kapend die Bevölkerung in einer Fernsehansprache zu Ruhe auf. Kapend ordnete die Schließung aller Flughäfen und Grenzen des Landes an und wies alle Armeeverantwortlichen an, ihre Einheiten in Bereitschaft zu versetzen. Bis zum Erhalt weiterer Befehle dürfe jedoch nicht geschossen werden. Die Behörden sollten dafür sorgen, dass in der Bevölkerung keine Panik ausbricht.

Durch die Straßen von Kinshasa fuhren Lastwagen mit bewaffneten Soldaten. Ein hoher Offizier von Kongo-Brazzaville sagte, es sei zurzeit unklar, wer in Kinshasa an der Macht sei. Augenzeugen zufolge flog ein Präsidentenhubschrauber zum Zentralkrankenhaus von Kinshasa; nach unbestätigten Berichten wurde der Sohn des Präsidenten, Joseph Kabila, verletzt.

Die Regierung verhängte eine Ausgangssperre. Am späten Dienstagnachmittag sei in Kinshasa wieder Ruhe eingekehrt, sagte ein UN-Sprecher unter Bezugnahme auf den Sondergsandten der UNO in Kongo.

Laut belgischer Botschaft stellten Fernsehen und Rundfunk ihre Sendungen ein, die Telefonleitungen funktionierten nicht mehr und auch der Flughafen der Hauptstadt wurde geschlossen.

In Kongo herrscht seit 1998 Bürgerkrieg. Damals erhoben sich bewaffnete Oppositionskräfte gegen Kabila. Unterstützt wurden sie von Ruanda und Uganda sowie von der Minderheit der im Osten Kongos lebenden Tutsi. Auf die Seite Kabilas stellten sich Simbabwe, Angola und Namibia. Alle Beteiligten unterzeichneten 1999 in Sambia ein Waffenstillstandsabkommen. Infolge der Kämpfe sind zehntausende Menschen in die Nachbarstaaten geflohen.

Kabila kam im Mai 1997 an der Spitze eines Aufstands gegen den langjährigen Machthaber Mobutu Sese Seko an die Macht. Zunächst wurde er von der Bevölkerung als Held begrüßt. Er gab Zaire den Staatsnamen Kongo zurück. Doch die Hoffnungen auf einen demokratischen Wandel verflogen schnell, und Kabila zog mit seiner Politik bald den Unwillen weiter Bevölkerungskreise auf sich.

Die UN-Nachrichtenagentur IRIN meldete, bei den Attentätern gegen Kabila handele es sich um Agenten, die aus dem benachbarten Kongo-Brazzaville gekommen seien. Sie hätten dem gestürzten Ex-Präsidenten Mobutu Sese Seko, der inzwischen gestorben ist, nahe gestanden.

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