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Shafqat Hussain in Pakistan gehängt: Verurteilter trotz internationaler Proteste hingerichtet

Elf Jahre hat Shafqat Hussain in der Todeszelle verbracht. Nun wurde der Pakistaner gehängt, obwohl er zum Zeitpunkt der Tat offenbar noch minderjährig war.

Trotz internationaler Proteste ist in Pakistan ein Mann hingerichtet worden, der nach Angaben seiner Familie im Alter von nur 14 Jahren wegen Mordes zum Tode verurteilt worden war. Aus dem Innenministerium hieß es, Shafqat Hussain sei am Dienstag in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi gehängt worden. In einem hoch umstrittenen Verfahren war Hussain für schuldig befunden worden, im Jahr 2004 einen siebenjährigen Jungen getötet zu haben. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer, teilte mit, sollte Hussain zum Tatzeitpunkt tatsächlich minderjährig gewesen sein, wäre die Hinrichtung ein Verstoß unter anderem gegen die UN-Kinderrechtskonvention.

Die Hinrichtung erfülle ihn „mit großer Betroffenheit“. Amnesty International kritisierte, die Polizei habe Hussains Geständnis damals unter Folter erzwungen. Die Menschenrechtsorganisation sprach von einem „zutiefst traurigen Tag für Pakistan“. Sie forderte die Regierung auf, das Moratorium auf die Todesstrafe wieder in Kraft zu setzen. Die Hinrichtung war aufgrund der Kritik viermal verschoben worden. Die Regierung erklärte, Hussain sei zum Zeitpunkt seiner Festnahme unmittelbar nach der Tat 23 Jahre alt gewesen. Die Familie und sein Anwalt betonten, Hussain sei zum Tatzeitpunkt und beim Urteil erst 14 Jahr alt gewesen, weshalb die Todesstrafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt werden müsse.

Eltern und andere Verwandte von Shafqat Hussain trauern.
Eltern und andere Verwandte von Shafqat Hussain trauern.

© dpa

Das Verfassungsgericht hatte in Juni Hussains Antrag abgelehnt, den Fall neu aufzurollen. Ebenfalls im Juni war der im Alter von nur 15 Jahren verurteilte Pakistaner Aftab Bahadour Masih hingerichtet worden, nachdem er mehr als 20 Jahre in der Todeszelle verbracht hatte. Er war wegen Mordes an drei Menschen im Jahr 1992 verurteilt worden. Damals lag das Alter für Strafmündigkeit in Pakistan bei 15 Jahren. Im Jahr 2000 wurde es auf 18 hochgesetzt. Masih hatte seine Unschuld beteuert.

In Pakistan galt bis Ende vergangenen Jahres ein Moratorium auf die Todesstrafe, das die Regierung nach einem Taliban-Angriff auf eine Schule aufhob. Zunächst wurden nur Terroristen hingerichtet, dann auch verurteilte Mörder. Amnesty hat seitdem nach eigenen Angaben mindestens 200 Hinrichtungen in dem südasiatischen Land verzeichnet. Damit gehört Pakistan zu den Ländern mit den meisten Hinrichtungen und übertrifft sogar Staaten wie Saudi-Arabien. (dpa)

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