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Die Affäre mit foie gras: Darf Martin Schulz, Kanzlerkandidat der SPD, Gänsestopfleber essen?

© AFP

SPD-Kanzlerkandidat: Durfte Martin Schulz Gänsestopfleber essen?

Die Geschichte von der Gänsestopfleber, die Martin Schulz mit einem Kolumnisten der "Financial Times" gegessen hat, wurde neu aufgebracht. Dabei ist das doch gar nicht so schlimm. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andreas Oswald

Darf so einer Bundeskanzler werden? Da hat der arme Martin Schulz unbekümmert mit Gideon Rachman, dem außenpolitischen Chefkolumnisten der „Financial Times“, im Restaurant gegessen und jetzt das. „Ich empfehle Ihnen Foie gras“, sagte Schulz seinem Gegenüber, dem in seinem späteren Bericht Schulz’ eindrückliche Missachtung der Sensibilitäten der Tierschutzlobby auffiel. Die beiden ließen es sich schmecken. Die Stopfleber in dem Straßburger Restaurant kostete jeweils 25 Euro. Der Bericht erschien vor ziemlich genau vier Jahren. Warum erzeugt er jetzt Wirbel? Die „Zeit“ stieß darauf in einem Dossier, das seit Januar in Unionskreisen kursiert, um Material gegen den SPD-Kanzlerkandidaten zu verbreiten. In ihrer letzten Ausgabe hat die "Zeit" in dieser Geschichte noch einmal nachgelegt.

Umerziehungsfuror der Wohlmeinenden

Was sagt uns das? Dass Unionskreise im Schmutz wühlen? Aber das kann nach hinten losgehen. Schulz punktet gerade deshalb, weil er authentisch mit Stärken und Schwächen rüberkommt. Und bei den Sünden darf doch wohl noch Foie gras dabei sein? Oder muss sich ein Kanzlerkandidat inzwischen nach den Vorschriften von Tierschützern richten? Das werden frugale Menus. Tierschützer verstehen bei Gänsestopfleber keinen Spaß, da kennt der Umerziehungsfuror der Wohlmeinenden keine Gnade. Ein freiheitliches System, in dem jeder selbst seine Normen setzt, hat für jeden Vorteile. Nur nicht für Politiker. Die müssen sich auch nach Werten ihrer Wähler richten, selbst dann, wenn es Minderheiten sind.

Den Originalbeitrag in der "Financial Times" finden Sie hier.

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