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Wer wird der neue Kanzlerkandidat der SPD? Peer Steinbrück ist im Gespräch.

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SPD: Steinbrück und die Käseglocke

Trotz der schwachen Wahlergebnissen im Südwesten träumt die SPD davon, bei der nächsten Bundestagswahl die Regierung zu übernehmen und leistet sich eine Kanzlerkandidatendebatte.

Im Umgang mit mageren Wahlergebnissen hat die SPD inzwischen einen ganz eigenen Stil entwickelt. Während Parteichef Sigmar Gabriel und Generalsekretärin Andrea Nahles trotz großer Verluste in Rheinland-Pfalz und dem Negativrekord in Baden-Württemberg so tun, als gehörten die Sozialdemokraten zu den Gewinnern des vergangenen Sonntags, macht sich der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, schon einmal Gedanken über den künftigen SPD-Kanzlerkandidaten.

Oppermanns Überlegungen erblickten am Dienstag das Licht der „Welt“, 29 Monate vor der nächsten Bundestagswahl. Für die Kanzlerkandidatur kämen mehrere Politiker der SPD infrage, sagte er der Zeitung, nannte aber nur einen Namen. Der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück verfüge nicht nur über „enorme internationale Erfahrung und Kompetenz in der Finanz- und Wirtschaftswelt“, schwärmte Oppermann. Steinbrück genieße auch große Wertschätzung in der Bevölkerung. Dies zeige: „Die Menschen vermissen jemanden, der dieses Land vernünftig und solide regiert – und nicht nach Maßgabe aktueller Stimmungsschwankungen.“

Steinbrück als Kanzlerkandidat – das ist keine neue Spekulation. Auch Sigmar Gabriel, der als Parteichef über das Recht des ersten Zugriffs auf die Kandidatur verfügt, hatte den hoch respektierten Kassenwart der großen Koalition im vergangenen Jahr schon einmal als möglichen Anwärter ins Gespräch gebracht und damit die „Käseglocken-Fantasien“ im Berliner Regierungsviertel geweckt, wie ein SPD- Mann formuliert.

Tatsächlich hätte eine Kanzlerkandidatur Steinbrücks den Charme, dass die Sozialdemokratie auch für bürgerliche Wähler attraktiv werden könnte. Dem linken SPD-Flügel wäre sie hingegen nur schwer zu vermitteln. Sie sieht in Steinbrück noch immer den Agenda-Verfechter.

Sorgten die Steinbrück-Spekulationen im vergangenen Jahr für gesteigertes Interesse an der SPD und ihrem Personaltableau, dürfte das Echo diesmal eher negativ ausfallen. Denn die Personaldebatte wirft die Frage auf, ob sich die SPD nach den mauen Wahlergebnissen im Südwesten nicht um Wichtigeres zu kümmern hat. Mit welchen Themen und welcher Strategie sich die SPD als Volkspartei gegen die Grünen im Westen und die Linkspartei im Osten behaupten will, ist bisher nur in Ansätzen zu erkennen. Darauf zielt der Sprecher des linken SPD-Flügels in der SPD-Bundestagsfraktion, Ernst- Dieter Rossmann, ab, wenn er sagt: „ Wir haben drei Große, die für die Kanzlerkandidatur infrage kommen: Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück. Die aktuelle Aufgabe besteht darin, über 30 Prozent zu kommen und damit satisfaktionsfähig für eine sozialdemokratische Kanzlerschaft zu werden.“ Derzeit liegt die SPD im Bund trotz der Erschütterungen in der schwarz-gelben Koalition bei 27 Prozent.

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