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Kommt die Wehrpflicht zurück?

© dpa/Frank May

Stimmung ändert sich: Knappe Mehrheit spricht sich wieder für Wehrpflicht aus

Der verpflichtende Wehrdienst war 2011 abgeschafft worden. Noch vor einem Jahr stand der größte Teil der Deutschen hinter dem Beschluss. Nun ist die Haltung dazu auch eine Frage des Alters.

Die Stimmung in Deutschland ändert sich offenbar: Mehr als die Hälfte der Deutschen befürwortet einer Umfrage zufolge angesichts der sicherheitspolitischen Herausforderungen die Wiedereinführung der Wehrpflicht in der Bundeswehr. Dafür sprachen sich einem Bericht des Magazins „Focus“ 52 Prozent der Befragten aus, 32 Prozent sind dagegen.

Die Zustimmung steigt mit dem Alter der Befragten. Unter den 18- bis 29-Jährigen plädieren nur 30 Prozent dafür, die Wehrpflicht wieder einzuführen. Bei den 60- bis 69-Jährigen sind es 65 Prozent. 

Mitte Februar 2023 hatte es in einer Umfrage keine Mehrheit für eine allgemeine Wehrpflicht von Männern und Frauen gegeben. Dem Meinungsforschungsinstitut Kantar zufolge sprachen sich damals 46 Prozent der Befragten dafür aus, 50 Prozent dagegen. Interessant dabei: In der Gruppe der Menschen im Alter bis 29 Jahren gab es mehrheitlich Zustimmung (Ja: 58 Prozent) zu einer allgemeinen Wehrpflicht. 

Pistorius lässt verschiedene Modelle einer Dienstpflicht prüfen

Der Zustimmungswert steigt nach Angaben in der aktuellen Umfrage des Instituts Insa mit zunehmendem Alter der Befragten an. Unter den 18- bis 29-Jährigen plädieren nur 30 Prozent dafür, die Wehrpflicht wieder einzuführen. Bei den 60- bis 69-Jährigen sind es 65 Prozent.

Die Wehrpflicht war im Juli 2011 nach 55 Jahren von dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt worden. Das kam in der Praxis einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleich, da auch alle Strukturen für die Musterung und Ausbildung einer größeren Zahl von Soldaten abgeschafft wurden.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lässt derzeit wegen der veränderten Sicherheitslage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Modelle einer Dienstpflicht prüfen, darunter das Wehrpflichtmodell in Schweden. Dort werden alle jungen Frauen und Männer gemustert, aber nur ein Teil leistet Grundwehrdienst.

Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, hatte sich gerade gegen die Wiedereinführung der traditionellen Wehrpflicht, aber im Grundsatz für ein allgemeines gesellschaftliches Dienstjahr ausgesprochen.

„Das finde ich auch eine ganz gute Idee“, verwies Högl auf entsprechende Vorschläge von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „Die alte Wehrpflicht, die möchte glaube ich niemand zurück“, sagte Högl.

Darauf wäre die Bundeswehr auch gar nicht vorbereitet, weder personell noch was Ausrüstung oder Unterbringung angehe. Offen sei sie hingegen für „neue Konzepte“, wonach sich „alle jungen Menschen eine Zeitlang für unseren Staat engagieren“, sagte die Wehrbeauftragte weiter.

„Ich werbe dafür, über gute Alternativen zu diskutieren“ und dafür „Vorschläge auf den Tisch zu packen“. Dabei müsse man „größer denken“ als früher bei der Wehrpflicht, forderte sie. (lem)

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