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Todesstrafe in den USA: Der finale Cocktail

Gibt es eine humane Todesstrafe? Der Oberste Gerichtshof der USA beschäftigt sich heute in einer Anhörung mit der Verfassungsmäßigkeit der Giftspritze als Hinrichtungsmethode. Fraglich ist, ob die Injektion eines tödlichen Medikamenten-Cocktails eine ungewöhnliche und grausame Form der Bestrafung darstellt.

Todeskandidaten aus dem US-Bundesstaat Kentucky haben Klage eingereicht. Begründung: Die jetzige Kombination aus drei Substanzen könnte dem Verurteilten große Schmerzen zufügen. Dabei läuft die Exekution folgendermaßen ab: Zuerst wird der Wirkstoff Thiopenthal verabreicht, der den Häftling betäubt. Anschließend wird Pancuronium gespritzt, was die Muskeln lähmt. Als letztes wird eine Dosis Kaliumchlorid verabreicht. Diese stoppt den Herzschlag - der Tod soll schließlich innerhalb von 15 Minuten eintreten.

Diese Hinrichtungsmethode geht auf den Anästhesisten Stanley Deutsch zurück, der sie vor 31 Jahren als '"humane'" Alternative vorschlug - verglichen mit dem elektrischen Stuhl oder der Gaskammer. Allerdings wachsen die Zweifel: Immer wieder wird von Todeskämpfen berichtet, die weit länger als eine Viertelstunde dauern - so zum Beispiel bei Exekutionen in Florida und Ohio. Sollte die erste Spritze nicht ausreichend betäuben, dann kann der Häftling seine Schmerzen im durch die dritte Spritze hervorgerufenen Todeskampf nicht mitteilen, denn seine Muskeln sind durch die zweite Spritze gelähmt. Auch werden die Hinrichtungen von ungeschultem Personal durchgeführt. Immer wieder kommt es vor, dass der finale Cocktail falsch dosiert wird.

Werden Tiere besser behandelt?

Anwälte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisieren die Hinrichtungsmethode scharf, wie "USA Today" berichtet: Die Giftspritze "vermittelt den beschönigenden Eindruck eines Einschläferns wie bei Tieren. Die Realität ist jedoch wesentlich unvorhersehbarer und manchmal Qual." Eine Gruppe von Veterinären ist sogar der Ansicht, dass der in Kentucky verwendete Medikamentenmix den Anforderungen für das Einschläfern von Tieren nicht genüge. Marianne Heuwagen, Direktorin des Deutschland-Büros von Human Rights Watch vertrat im "Deutschlandfunk" ebenfalls diese Ansicht und kritisiert vor allem die dritte Spritze: "Das ist Kaliumchlorid und wenn sie Kaliumchlorid bei Tieren anwenden und der Tierarzt kann nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass das Tier betäubt ist, dann gilt das als Tierquälerei in den Vereinigten Staaten."

Eine Abschaffung der Todesstrafe, die in 36 Staaten praktiziert wird, - nur in Nebraska mit dem elektrischen Stuhl statt mit der Giftspritze - ist nicht in Sicht. Das Oberste Gericht in Washington berät nur über die Zusammensetzung des Cocktails oder die Vorschriften für die Anwendung der Methode. Eine Entscheidung wird für Ende Juni erwartet. Auch wagt es derzeit keiner der jetzigen Präsidentschaftskandidaten, sich öffentlich gegen die Todesstrafe auszusprechen, auch wenn die Kritik an ihr in den USA zunimmt.

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