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Wahl-Umfrage: Merkel und Steinmeier büßen Stimmen ein

Kurz vor der Bundestagswahl verlieren laut einer Umfrage sowohl die Union als auch die SPD in der Gunst der Wähler. Schwarz-Gelb muss um die Regierungsmehrheit bangen.

Deutschland hat die Wahl: Insgesamt 62,2 Millionen Bundesbürger entscheiden an diesem Sonntag darüber, wer künftig regiert – Schwarz-Gelb, wieder eine Große Koalition oder doch ein Bündnis der neuen Art.

Nach allen Umfragen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gute Chancen, im Amt zu bleiben. Viele Beobachter erwarten ein Bündnis von Union und FDP. Allerdings gilt es noch nicht als sicher, ob es Merkel und FDP-Chef Guido Westerwelle diesmal gelingt, eine Mehrheit für Schwarz-Gelb zusammenzubekommen. Bei der vorigen Wahl im September 2005 waren die Wunschpartner überraschend gescheitert. Auch dieses Mal ist ihr lange Zeit komfortabler Vorsprung nach den letzten Umfragen dahin. Die Meinungsforscher sagen seit einigen Tagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Schwarz-Gelb sowie SPD, Grünen und Linkspartei voraus.

Diesen Trend bestätigt auch eine neue Umfrage, die im Lager der Union und in dem der Sozialdemokraten gleichermaßen für Unruhe sorgt. Laut dem "Wahltrend" des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL und dem Magazin Stern kommen CDU/CSU nur noch auf 33 Prozent, 2 Punkte weniger als noch Anfang dieser Woche. Die FDP gewinnt in der Wählergunst einen Prozentpunkt hinzu und erreicht nun 14 Prozent. Damit kommt das bürgerliche Lager auf 47 Prozent – damit gleichauf mit SPD, Grünen und Linkspartei.

Die Sozialdemokraten mit ihrem Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier verlieren einen Punkt und liegen nun bei 25 Prozent. Im Aufwärtstrend liegt dagegen die Linkspartei: Sie klettert um zwei Punkte auf 12 Prozent. Die Grünen dagegen verlieren einen Punkt und kommen auf 10 Prozent.

Im Gegensatz zur Mehrzahl der Wahlforscher und Experten geht lediglich die für das ZDF arbeitende Forschungsgruppe Wahlen fest von einem Sieg für Union und FDP aus. "Es gibt keine Trendumkehr", sagte Institutschef Matthias Jung dem Tagesspiegel. Schwarz-Gelb werde eine knappe, aber sichere Mehrheit gewinnen, die SPD dagegen mit maximal 25 Prozent ihr mit Abstand schlechtestes Ergebnis im Bund einfahren.

Erschwert werden die Prognosen allerdings dadurch, dass bis zu einem Drittel der Wähler noch unentschlossen sind. Alle Parteien bemühen sich deshalb mit einem "Last-Minute-Wahlkampf" in noch nie dagewesenem Ausmaß, diese Wähler bis Sonntag auf ihre Seite zu ziehen. Auf einer SPD-Kundgebung in Berlin warnte Steinmeier vor einer tiefen sozialen Spaltung im Fall eines Wahlsiegs von Union und FDP. Linke-Chef Oskar Lafontaine sagte bei einer anderen Veranstaltung: "Wer Deutschland sozial machen will, hat nur eine Wahl: Die Linke." Auch Merkel will am Samstag in Berlin nochmals um Stimmen werben.

Entscheidend könnten die "Überhangmandate" werden: Im Extremfall könnten Union und FDP selbst 45 Prozent der Stimmen reichen, um eine Mehrheit zu bekommen. Überhangmandate gibt es dann, wenn eine Partei in einem Land direkt in den Wahlkreisen mehr Mandate gewinnt als ihr nach den Zweitstimmen zustehen. Davon könnte vor allem die CDU profitieren.

Falls es für Schwarz-Gelb nicht reicht, gilt eine Wiederauflage der Großen Koalition als wahrscheinlichste Variante. Rein rechnerisch könnten sich auch eine Jamaika-Koalition (Union, FDP und Grüne), eine Ampel-Koalition (SPD, Grüne und FDP) oder eine rot-rot-grüne Koalition (SPD, Linkspartei und Grüne) ergeben. Solche Varianten hat im Wahlkampf aber stets mindestens eine der Parteien ausgeschlossen. Auch ein Bündnis allein aus Union und Grünen gilt angesichts der Umfragen als wenig wahrscheinlich.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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