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Potsdam: Polizei zeigt mehr Präsenz gegen Rocker

Die Ermittler glauben, die Potsdamer Region wird zum Zentrum von Kriminalität. Die Behörde weist Kritik am Einsatz gegen die Rocker und der Personalsituation zurück.

Potsdam - Nach zwei gewaltsamen Zusammenstößen von Mitgliedern der Motorradclubs (MC) Gremium und Hells Angels am Sonntag in Potsdam hat Polizeipräsident Rainer Kann angekündigt, dass Sicherheitskräfte stärker im Stadtgebiet präsent sein werden. „Das Polizeipräsidium ist entschlossen, der Provokation des Rechtsstaates durch Mitglieder von Rockerclubs wirksam zu begegnen“, sagte Kann. Es sollen nun öfter Beamte in Uniform und in Zivil unterwegs sein. „Das wird jeder Potsdamer sehen“, sagte Präsidiumssprecher Rudi Sonntag. „Wir werden den Mitgliedern der Motorradclubs das Leben nicht einfach machen.“

Offenbar war auch die Polizei von den Auseinandersetzungen überrascht worden, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Totschlags. Es ist das erste Mal, dass sich Mitglieder des seit Jahren in Potsdam ansässigen Gremium MC und des im März gegründeten Hells- Angels-Chapters attackierten. Ein Ermittler sagte dem Tagesspiegel: „Potsdam und Umland entwickeln sich zum Zentrum von Rockerkriminalität und gewalttätigen Zusammenstößen.“ Die Experten der Polizei vermuten, dass die Hells Angels der Konkurrenz von Gremium die Vormacht in der Türsteherszene streitig machen. Hinzu kommt der seit Jahren in Berlin und Brandenburg tobende Rockerkrieg zwischen Hells Angels und Bandidos um Einfluss bei Sicherheitsdiensten samt Drogenhandel und Prostitution.

In den vergangenen Monaten hatten Hells Angels mehrmals Bandidos und deren Unterstützerclub Chicanos überfallen. Die Bandidos hatten sich Ende Juni mit einem Angriff in Finowfurt (Barnim) gerächt, bei dem einem Hells-Angels-Mitglied mit einer Axt fast ein Bein abgetrennt wurde.

Polizeisprecher Rudi Sonntag trat Spekulationen entgegen, dass der Überfall von Gremium-Rockern auf ein Mitglied der Hells Angels am Sonntagnachmittag hätte verhindert werden können. Es war ein Racheakt, nachdem Hells-Angels-Männer Sonntag früh um 4 Uhr Gremium-Mitglieder vor Clärchens Tanzcafé in Babelsberg mit Waffen attackiert und verletzt hatten. Wie sich nun herausstellt, ist mindestens ein weiteres Gremium-Mitglied vermutlich durch Schläge am Kopf verletzt und im Bergmann-Klinikum ambulant behandelt worden. Wie der Tagesspiegel erfuhr, konnten sich knapp zehn Gremium-Rocker dann am frühen Sonntagnachmittag unbehelligt von der Polizei am Bergmann-Klinikum treffen, um den Überfall auf das Hells-Angels-Mitglied zu verabreden. Sie fuhren kurz vor 14 Uhr in die Schopenhauer Straße. An der Ecke Hegelallee bremsten sie den Wagen eines 34-jährigen Hells-Angels-Rockers aus, zerrten den Mann heraus und verprügelten ihn. Als dieser am Boden lag, traten die Gremium-Männer weiter auf ihn ein.

Polizeisprecher Sonntag sagte, eine Observation der Gremium-Rocker sei nicht möglich gewesen und an enge rechtliche Voraussetzungen geknüpft. Ein Beamter sagte hingegen, die Ermittlungsgruppe Rocker sei am Wochenende personell an ihre Grenze gestoßen.

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