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Ein Teilnehmer einer Kundgebung im Zentrum der Stadt hält eine Kerze und eine israelische Fahne in seiner Hand.

© dpa/Hendrik Schmidt

Update

„Alle haben Angst“: Jüdische Gemeinden in Brandenburg fordern mehr Schutz

Die Antisemitismusbeauftragte des Landesverbands setzt sich für einen Notdienstknopf in Synagogen ein. Zudem sollte sich Brandenburg ein Beispiel an Sachsen-Anhalt nehmen.

Von Wilhelm Pischke, dpa

| Update:

Der Schutz jüdischer Einrichtungen ist nach Ansicht des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Brandenburg nicht ausreichend. „Wir brauchen zusätzliche Mittel für Sicherheitsverantwortliche in jeder jüdischen Gemeinde in Brandenburg“, sagte die Antisemitismusbeauftragte des Landesverbands, Diana Sandler, am Freitag.

Nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel hätten die Gemeindemitglieder Angst, in die Synagoge zu gehen. „Alle haben Angst“, betonte Sandler. In mindestens zwei Gemeinden seien Veranstaltungen anlässlich des jüdischen Ruhetages Schabbat wegen Sicherheitsbedenken abgesagt worden. Der Verband in Brandenburg vertritt insgesamt sieben Gemeinden.

Die Brandenburger Polizei betonte am Freitag die hohe Bedeutung des Schutzes jüdischer Einrichtungen. „Die aktuellen Entwicklungen in Israel verdeutlichen einmal mehr die dringende Notwendigkeit, das jüdische Leben zu schützen“, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums am Freitag in Potsdam mit. „Die Sicherheit unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie ihrer Einrichtungen hatte und hat für uns sehr hohe Priorität.“

Besorgt über Aufrufe zu Gewalt

Die jüdischen Gemeinden seien besorgt über Aufrufe in den sozialen Medien, sagte ein Sprecher. In den Beiträgen sei für Freitag öffentlich zu Gewalt gegen Juden und jüdische Einrichtungen aufgerufen worden. „Die Polizei des Landes Brandenburg nimmt derartige Bedrohungen sehr ernst und wird daher lageangepasste Maßnahmen durchführen“, sagte der Sprecher. Details zur Stärke eingesetzter Kräfte sowie zu Einsatz- und Sicherheitskonzepten würden aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben.

Bei einem Gespräch zwischen der Polizei, Vertretern des Innenministeriums sowie der jüdischen Gemeinden am Donnerstag war es laut Polizei insbesondere um die Ängste der Gemeinden nach dem Terrorangriff der palästinensischen Hamas gegangen.

Als Beispiel für einen verbesserten Schutz des jüdischen Lebens nannte die Antisemitismusbeauftragte Sandler Sachsen-Anhalt. Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle vor vier Jahren wurden dort sowie vor der Synagogengemeinde Magdeburg und der jüdischen Gemeinde in Dessau-Roßlau mobile Wachen eingerichtet. Die Lösung mit Containern als Büros bietet den Polizisten vor Ort eine zusätzliche Arbeitsmöglichkeit, wie das Innenministerium kürzlich mitteilte. Sachsen-Anhalt stellte in den Jahren 2020 bis 2022 insgesamt mindestens 6,5 Millionen Euro für den Schutz der Einrichtungen zur Verfügung.

Sandler bedankte sich für die Bemühungen der Polizei in Brandenburg. Dennoch müsse hier nachgesteuert werden. Neben einem Sicherheitsverantwortlichen brauche es einen Notdienstknopf, der im Notfall ein Signal an die Polizei auslösen könne. (dpa)

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