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Im August 2022 war es in der Oder zu einem massiven Fischsterben gekommen.

© dpa/Frank Hammerschmidt

Fischsterben in der Oder: Polen kooperiert mit Staatsanwaltschaft Potsdam

Unterstützung bei Ermittlungen zur Umweltkatastrophe im vergangenen Jahr: Polen übergibt umfangreiches Material an deutsche Ermittler.

Von Sandra Dassler

Polen hat den deutschen Ermittlungsbehörden jetzt umfangreiches Material zum Fischsterben in der Oder im vergangenen Jahr zur Verfügung gestellt. Das sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Potsdam, Wilfried Lehmann, am Mittwoch auf Anfrage des Tagesspiegels: „Unsere Schwerpunktstaatsanwaltschaft Umweltkriminalität hatte vor einiger Zeit die polnischen Kollegen im Rahmen der internationalen Rechtshilfe um Informationen gebeten. Die Antwort ist jetzt bei uns eingetroffen, wir sind dabei, diese Unterlagen zu sichten und auszuwerten.“

Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt

Die erst 2020 geschaffene Schwerpunktstaatsanwaltschaft Umweltkriminalität führt ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt, nachdem im vergangenen Jahr mehrere Hundert Tonnen Fische in der Oder verendet waren.

Die meisten Experten gehen inzwischen davon aus, dass ein ungewöhnlich hoher Salzgehalt im Wasser gemeinsam mit anderen Faktoren zur massiven Vermehrung der Brackwasseralge Prymnesium parvum, oft auch Goldalge genannt, geführt hatte. Die von ihr gebildeten Giftstoffe lösten in dem durch große Hitze ohnehin schon stark belasteten Fluss das große Fischsterben aus.

Katastrophe könnte sich wiederholen

Doch woher kam der hohe Salzgehalt? Diese Frage beschäftigt seither die Öffentlichkeit. Polnische und deutsche Politiker vertreten seit Monaten zum Teil sehr unterschiedliche Positionen zu den Ursachen, vor allem aber zu den notwendigen Gegenmaßnahmen.

Das Thema ist auch deshalb von hoher Brisanz, weil sich die Katastrophe nach Ansicht vieler Gewässer-Experten in diesem Jahr wiederholen könnte. So äußerte sich Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) kürzlich besorgt über „neue Meldungen über tote Fische beziehungsweise Algenblüten in Polen“.

Vor einigen Monaten machten Wissenschaftler von Greenpeace Polen nach entsprechenden Untersuchungen die Salzeinleitungen polnischer Bergbaubetriebe für den hohen Salzgehalt verantwortlich (der Tagesspiegel berichtete).

Unsere polnischen Kollegen haben schnell reagiert.

Wilfried Lehmann, Leitender Oberstaatsanwalt Potsdam

„Wir haben bei den bisherigen Ermittlungen auf keine möglichen Verursacher auf deutscher Seite ausfindig machen können“, sagt Wilfried Lehmann: „Deshalb haben wir uns an unsere polnischen Kollegen gewandt, die auch schnell, also in einer für solche Verfahren sehr kurzen Zeit reagierten.“

Gute Erfahrungen bei Zusammenarbeit

Das knüpfe an die guten Erfahrungen an, die man bei der Zusammenarbeit auf anderen Gebieten mit der polnischen Staatsanwaltschaft gemacht habe – etwa bei der gemeinsamen Verfolgung von Kfz-Diebstählen.

Sollte sich der Verdacht gegen eventuelle polnische Verursacher des Fischsterbens in der Oder bestätigen, könne die Potsdamer Staatsanwaltschaft entweder das gesamte Verfahren an Polen abgeben oder über die Rechtshilfe selbst tätig werden, sagt Wilfried Lehmann: „Es wäre dann für uns möglich, auch in Polen zu ermitteln.“

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