zum Hauptinhalt
Rollfeld. Auf dem Tempelhofer Feld gibt es am Sonnabend zum ersten Mal ein Autorennen.

© Sven Darmer/Davids

Brandenburg: Jetzt bloß nicht abheben

Heute brausen Formel-E-Autos über den Tempelhofer Flughafen – eine logistische Herausforderung. Damit geistert auch die Frage durch die Hangars: Wird DiCaprio kommen?

Neuland. Der von Bundeskanzlerin Merkel in zwiespältiger Weise geprägte Begriff ist wohl die beste Umschreibung für das erste Motorsport-Event in Berlin seit 17 Jahren. Die Formel E, die am heutigen Sonnabend zum ersten Mal in Berlin gastiert, ist in vielfacher Hinsicht Neuland – für alle Beteiligten. Da wäre der Veranstaltungsort. „Wir haben es hier mit einem Baudenkmal zu tun“, sagt Pierluigi Ferrari, der Logistik-Chef der Formel E. „Das bringt natürlich einige besondere Herausforderungen mit sich.“ Moment mal: Ferrari? Müsste der Italiener mit diesem klangvollen Namen nicht in Monaco sein, wo die Formel 1 an diesem Wochenende steigt? Nein, die Namensgleichheit mit dem berühmten italienischen Rennstall ist reiner Zufall, versichert Pierluigi Ferrari.

„Im Vergleich zur Formel 1 sind wir hier mit einem Drittel der Ladung unterwegs“, sagt Ferrari. Ein gutes Zeichen, schließlich hat die Rennserie Formel E, die wie die große Formel 1 vom Weltautomobilverband FIA veranstaltet wird, das Ziel, in allen Bereichen nachhaltig zu sein. Trotzdem reisen 450 Tonnen Material von Rennen zu Rennen, teilweise mit dem Flugzeug, wenn es möglich ist mit dem Schiff oder wie im Vorfeld des Berliner „ePrix“ per Lkw. 27 dieser Trucks haben die technische Ausrüstung, die Zelte für die Boxengasse und natürlich die Rennwagen von Monaco nach Berlin geschafft. Alles sauber in einheitliche Kisten von etwa drei Metern Länge verpackt. 800 Kilo wiegt so ein Formel-E-Auto, fast die Hälfte davon allein die Batterie. Für den Transport werden die Nase und der Heckflügel abmontiert. „Für uns ist die größte Herausforderung, dass die Rennen mitten in der Stadt stattfinden“, sagt Logistik-Manager Ferrari. Für Berlin bedeutet das: Transport über die A9, die Stadtautobahn A100 und den Tempelhofer Damm zur Rennstrecke auf dem Flugfeld.

Immerhin ist die Anbindung gut. Denn Berlin ist noch in einem weiteren Sinne Neuland: Bisher wurden die Rennen immer auf normalen Straßen in Städten wie Peking, Miami oder eben zuletzt Monaco ausgetragen. Auf dem Vorfeld des ehemaligen Flughafens Tempelhof gab es nur ein freies Feld. Daher sind weitere 150 Lkw aus England angereist und haben die Streckenbegrenzungen, Absperrgitter, Curbs und Zäune angeliefert.

Außerhalb des Geländes ist vom ganzen Trubel auf dem Flugfeld wenig zu spüren. Nur ein paar Sicherheitsleute an den Zufahrten lassen ahnen, dass es auf dem Flugfeld hoch her geht. Vor dem Eingang zur Haupthalle künden zwei große Plakate von dem kommenden Ereignis. Auch auf der Tempelhofer Freiheit, dem angrenzenden Park, ist bislang wenig von hektischer Betriebsamkeit zu spüren. Selbst an diesem eher kühlen Donnerstag erholen sich hier die Berliner. Nur wenige Zaungäste betrachten sich das Treiben auf dem Flugfeld vom Park aus.

„Das ist sicher die beste Strecke, die wir bisher hatten“, sagt Rennfahrer Daniel Abt über den Berliner Parcours. Der 22-Jährige geht neben Nick Heidfeld als zweiter deutscher Fahrer am Sonnabend ins Rennen. Heidfeld, der elf Jahre Erfahrung in der Formel 1 auf dem Buckel hat, zählt zu den Oldies im Starterfeld. Sonst gibt es viele junge Wilde wie Abt. Mit seiner Bilanz kann Heidfeld bisher nicht zufrieden sein. Nur magere sechs Zähler stehen auf seinem Punktekonto. Ein Podestplatz wäre also auch für Heidfeld Neuland.

Umso schillernder ist übrigens der Rennstall, für den Heidfeld antritt. Das Team Venturi hat in Hollywood-Star Leonardo DiCaprio einen ausgesprochen berühmten Mitbesitzer, der dem Event auf dem Flugfeld Tempelhof ganz besonderen Glanz verleihen würde. Kein Wunder, dass ständig die Frage durch die Hallen raunt, ob denn DiCaprio beim Rennen anwesend sei. Eine Antwort darauf gab es bislang nicht.

Das würde aber sicher helfen, die 20  000 Zuschauer anzulocken, die man heute gerne auf den drei eigens aufgebauten Tribünen in Tempelhof begrüßen würde. So bleibt die Spannung erhalten bis es früh um viertel nach acht zum ersten freien Training geht. Das Qualifying findet ab 12 Uhr statt. Danach wird es noch einen Weltrekordversuch auf dem Flugfeld geben.

Mindestens 508 Elektroautos sollen bei der weltgrößten E-Mobil-Parade über die Strecke rollen. Elektroautofahrer, die mitmachen, bekommen kostenlos Tickets für das Rennen. Ansonsten kosten Stehplätze zwischen 8 und 19 Euro, Sitzplätze gibt es von 25 bis 59 Euro an der Tageskasse. Das Rennen wird um 16 Uhr gestartet. Dann heißt es Strom geben in Tempelhof.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false