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Die Grund- und Oberschule in Burg (Spreewald).

© dpa/-

Update

Lehrer machten rechtsextreme Vorfälle öffentlich: Gespaltene Stimmung an Brandenburger Schule zwei Monate nach dem Brandbrief

Zwei Lehrkräfte hatten über Hakenkreuze auf Möbeln und rechtsextreme Musik im Unterricht berichtet. Was hat sich seitdem an der Schule in Burg getan?

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Zwei Monate nach Bekanntwerden von rechtsextremen Vorfällen an einer Schule in Burg hat sich die Situation dort nach Angaben der Lehrkräfte nicht verändert. Es gebe keine Maßnahmen und auch keine wirklichen Ziele, sagt Lehrer Max Teske der Deutschen Presse-Agentur.

Das Kollegium sei tief gespalten, Lehrkräfte grüßten ihn und seine Kollegin zum Teil nicht mehr. Im Kollegium herrsche Unsicherheit und eine gespaltene Stimmung, beschreibt der Lehrer. Vom Brandenburger Bildungsministerium käme auch acht Wochen nach Bekanntwerden der Vorfälle keine Reaktion. „Nichts, ganz einfach nichts kommt“, sagt Teske. „Ich finde das höchst fatal.“ Auch ein Gespräch mit dem Brandenburger Bildungsminister stehe noch immer aus.

Seine Burger Kollegin Laura Nickel und er hatten Ende April in einem anonymen Brief geschildert, sie seien an der Schule im Spreewald täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert. Es gebe Hakenkreuze auf Möbeln, rechtsextreme Musik im Unterricht und demokratiefeindliche Parolen in den Schulfluren. Zudem erlebten sie eine „Mauer des Schweigens“, hieß es in dem Brief.

Laura Nickel und Max Teske haben mit ihrem Brief zu Rechtsextremismus an ihrer Schule für Aufsehen gesorgt.

© Andreas Franke

Die Schulämter in Brandenburg meldeten seit dem Bekanntwerden rechtsextremer Vorfälle im Spreewald mehr solcher Fälle. Die meisten neuen Vorkommnisse gab es laut Bildungsministerium in Südbrandenburg im Bereich des Staatlichen Schulamts Cottbus. Dort liegt auch die Schule in Burg. Die Aufarbeitung der Fälle dauert an.

Nickel und Teske haben mit anderen Lehrkräften an diesem Dienstag ein Demokratiefest an ihrer Schule organisiert. Das sei schon sehr lange geplant gewesen, sagt der Lehrer. In verschiedenen Workshops finden ihm zufolge interkulturelle Gespräche statt. Unter anderem geht es um das Thema Geflüchtete und auch um queere Themen. Schülerinnen und Schüler nehmen an jeweils drei Workshops teil. Auch ein Graffiti-Workshop wird angeboten.

Wenig Interesse an Themen wie Diskriminierung und Rechtsextremismus

Es gebe wenig Schüler, die das Thema Diskriminierung und Rechtsextremismus interessiere, beschreibt der Lehrer. „Sie können mit dem Thema schwer umgehen und wollen damit nicht in Verbindung gebracht werden“, so seine Einschätzung. Es müsse endlich Unterstützung vom Ministerium geben. „Wir werden weiterhin gegen die Zustände in der Schule ankämpfen, nicht lockerlassen und auch das Ministerium immer wieder in die Verantwortung nehmen.“

Parallel zum Demokratiefest in Burg fand in Cottbus an diesem Dienstag zur gleichen Zeit ein Fachgespräch zum Thema „Demokratiefeindlichen Tendenzen und extremistischen Einstellungen an Schulen begegnen“ statt. Hakenkreuz-Schmierereien, NS-Parolen und Verharmlosungen von NS-Symboliken seien keine Bagatellen, erklärte Verfassungsschutzchef Jörg Müller. Wenn im schulischen Umfeld so etwas auffalle, „müssen wir als Gesellschaft reagieren“.

Verharmlosung des Rechtsextremismus eine der größten Gefahren für die Demokratie

Müller betonte, gerade die Verharmlosung des Rechtsextremismus sei aus Verfassungsschutz-Sicht derzeit eine der größten Gefahren für die Demokratie. Akteure der Szene nutzten bewusst diese Strategie der sogenannten Entgrenzung. Sie „vereinfachen komplexe Probleme, erklären Fakten als Lügen oder umgekehrt und verschieben in der Sprache die Grenzen“, betonte der Verfassungsschutzchef: „Bei jungen Menschen wirkt dies leider noch stärker.“ Mit der Strategie der Entgrenzung suchen Rechtsextreme Anschluss an die Mitte der Gesellschaft.

Bildungsminister Freiberg betonte, sein Ministerium ziehe „eine klare rote Linie“ bei extremistischen Äußerungen und Handlungen. „Kein Fußbreit jeder Art von Extremismus an unseren Schulen“, erklärte er: „Wesentliches Ziel der schulischen Bildung und Erziehung ist es, die Schülerinnen und Schüler auf der Basis demokratischer Werte zur selbstbestimmten gesellschaftlichen Teilhabe zu befähigen.“ Dies schließe insbesondere die Erziehung zu Toleranz und zum friedlichen Miteinander ein. Das Ministerium unterstütze Lehrerinnen und Lehrer dabei auf vielfache Weise. (dpa/epd)

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